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1. Dichtung des Mittelalters - S. 127

1884 - Freiburg im Breisgau : Herder
§ 15. Hartmann von Aue. 127 sehen. Dieser Entschluß des Ritters sühnt alles, was er je gefehlt haben mag: Gott nimmt den reinen Willen für die That, und daher erfolgt die Heilung infolge dieser Sühnung. Aber auch noch andere schöne Gedanken erkennen wir in dem Gedicht: es „lehrt die süße Gewalt einer vom Dichter keusch verborgenen Neigung; es lehrt, daß Treue durch Gottes Huld zum Ziele gelange, daß rücksichtslos nach Besserung der irdischen Verhältnisse ohne Gott zu streben sündig ist, daß aber ein liebevolles, minnigliches Wesen selbst die Unterschiede ausgleicht, welche Stand und Reichtum sonst darstellen". Ihm dienten bei den Leuten. ' Nun beginnt er euch zu deuten Eine Mär, die er geschrieben fand. Er hat sich darum genannt, Daß er für die Müh' und Zeit, Die er auf die Arbeit Gewandt, den Lohn erschaue, Daß wer sich d'ran erbaue, Dereinst nach seinem Ende Zu Gott empor die Hände Hebe für sein Seelenheil. Man sagt, ihm werde selbst jn teil, Der für den andern bete, Was er für den ersiehte." (Simrock.) Nach dieser Einleitung beginnt die Erzählung. In Schwaben lebte ein Ritter Heinrich von Aue, geehrt und berühmt wegen seines Reichtums, seiner Macht und seiner ritterlichen Tugenden. Als er aber weltlicher Lust zu sehr genoß, und „sein hoher Mut verkehrt ward in ein schmähliches Leben", da ergriff ihn, wie einst den frommen Hiob, der Aussatz. „Ihn ergriff die Miselsucht. Als man diese schwere Zucht, Die der Herr ihm sandte, An seinem Leib erkannte, Da ward er jedermann zur Last. Mißnrutig und bald, wie mit der Welt, so auch mit Gott zerfallen, verwünscht er den Tag, an welchem er geboren. Doch noch hegt er die Hoffnung, daß berühmte Arzte in Montpellier und Salerno ihn heilen würden. Seine Hoffnung sollte jedoch zu nichte werden, denn in Salerno vernimmt er die Kunde, daß nur dann Rettung ihm werden könne, wenn eine fromme Jungfrau in ihres Herzens Unschuld freiwillig für ihn ihr Herzblut hingäbe. Verzweifelnd kehrt er heim und verschenkt alle seine Güter zu wohlthätigen Zwecken bis auf einen Meierhof, dessen Pächter ihn freundlich aufnimmt. Während nun fast alle den aussätzigen Herrn meiden, soweit es irgend Der ein so willkommener Gast Der Welt gewesen war vordem, Nun ward er ihr so ungenehm, Daß alles floh vor seinem Blick." „Ein Ritter war wohl so gelehrt, Daß er in Büchern unbeschwert Las, was da geschrieben stand. Hartmann ward er genannt Und war zu Aue Dienstmann. Wenn wo er Bücher gewann, So gereut' ihn keine Mühe, Spät oder frühe, Bis er was aufgefunden, Womit er läst'ge Stunden Erträglich mochte machen, Oder von solchen Sachen, Die da Gott zu Ehren Und die eig'ne Gunst zu mehren
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