Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Dichtung des Mittelalters - S. 138

1884 - Freiburg im Breisgau : Herder
138 Dritte Periode, von 1150—1300. Bedenkend seiner Mutter Lehre Von Licht und Finster, es verkehre Ein Gott mit ihm; d'rum sprach das Kind Sein voriges Gebet geschwind: „Ach hils mir, Hülfereicher Gott, Der Hülfe giebt in aller Not." Der Fürst darauf: „Ich bin nicht Gott, Doch leiste gern ich sein Gebot. Wärst du der Wahrheit auf der Spur, Du säh'st in uns vier Ritter nur." Da fragt der Knabe fürbaß: „Du nennst da Ritter; was ist das? Sag' an, hast du nicht Gotteskraft, Wer kann denn geben Ritterschaft?" „Die teilt der König Artus aus; Ja, kommt Ihr einst zu dessen Haus, So mögt Ihr Rittersnamen nehmen, Des Ihr Euch nimmer habt zu schämen. Denn seh' ich Euer Wesen au Und Euren Leib so wohlgethan, Acht' ich Euch wohl von Ritters Art." Der Knabe fragte weiter dreist, Weshalb er laut belachet ward: „Ei, Ritter, Gott — sei wer du seist — Du hast so viele Ringe Um deinen Leib gebunden, Um Arm und Bein gewunden; Wozu sind diese Dinge?" Und d'rauf betastend mit der Hand Die Panzerringe Band für Band, Rief er im staunenden Beschauen: „Ich sah doch meiner Mutter Frauen Ringel auch an Schnüren tragen, Die nicht so ineinander ragen!" Karnahkarnanz: „Richt will ich hehlen, Was dir gar sehr noch scheint zu fehlen." Er zeigt' ihm d'rum und zog sein Schwert: 1 „Nun sieh! Wer von mir Streit begehrt, Den wehr' ich ab mit solchen Schlägen; Jedoch zum Schutz vor seinem Degen, Gegen Schuß und Hieb und Stich Muß ich also bewaffnen mich." Da rief der gute Knabe laut: „Weh, trügen die Hirsche solche Haut, Sie verwundete nicht mein Gabilotst Das manchem doch schon gab den Tod." Die Herren ließen Gott befohlen Das Kind und zogen des Weges fort, Um die Verräter einzuholen. Der Knabe staunend sah die Reiter Enteilen, folgte mit den Augen Ihnen nach, und nun nicht weiter Schien Jagd und Wild ihm mehr zur Lust zu taugen. Hin lief sogleich er voller Freude Zu seiner Mutter Herzeleide, Ausführlich ihr, was von den Helden Er sah und hörte, zu vermelden. Doch hatt' er kaum das Wort be- gonnen, Warf sie der Schreck in Ohnmacht hin; Und als die Kraft sie rückgewonnen, Rief aus mit Grau'n die Königin: „O wehe deiner Lippen Laute, Weh mir nun, wehe! wer vertraute, Mein Sohn, dir das?" Doch un- befangen Entgegnet er: „Lieb' Mutter mein, Als ich heut' früh zum Wald gegangen, Sah ich vier Männer, und ein Schein Ging aus von ihnen hell und licht, So licht wie Gottes Angesicht. Die sagten mir von Ritterschaft, Und wie des Königs Artus Kraft Mich kann mit Ritters Ehren Zum Schildesamt bekehren." Da hub sich neuer Jammerruf, Wie einst des Gatten Tod ihn schuf. Dennoch erbat der Knabe wert 1 Wurfspieß.
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer