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1. Dichtung des Mittelalters - S. 154

1884 - Freiburg im Breisgau : Herder
154 Dritte Periode, von 1150—1300. Gebeut von hoher Zinne. Die ist am Hofe Kämmerin, Die sei der Schar Geleiterin, Die kann den Weg ihr weisen wohl, Die weiß wohl, wo sie suchen soll Der Minne Melodieen. Sie und die da mit ihr ziehen, Die mögen immer singen, Daß sie zu Freuden bringen Ihr Trauern und ihr sehnlich Klagen; Das geschehe noch in meinen Tagen! (Simrock.) Zum Ritter geschlagen, wird Tristan bald darauf von seinem Oheim Marke als Brautwerber nach Irland geschickt, um die schöne Königstochter Isolde für ihn zu gewinnen. Nachdem er mit glücklichem Erfolge seinen Auftrag vollführt und mit Isolde die Heimfahrt nach Kornewal angetreten, trinken beide, ohne es zu wissen, einen Liebestrank, den die Mutter Isoldens einer Kammerfrau gegeben für den schon alternden Marke und die junge Isolde, damit ihre Herzen in treuer Liebe vereinigt blieben. Die heftige Leidenschaft, die jetzt in beiden gegen ihren Willen entbrennt, ruft bald die höchste Seligkeit, bald die gedrückteste Stim- mung hervor. Auch als Isolde sich mit Marke vermählt hat, können sie von ihrer Liebe nicht lassen und hintergehen durch ein unwürdiges Gewebe von schmählichen Täuschungen denselben eine Zeitlang, bis sie entlarvt und in die Verbannung geschickt werden. Als endlich eine Aussöhnung mit Marke stattgefunden, zieht,Tristan auf Abenteuer aus und findet sich von einer zweiten Isolde in Liebe gebunden, ohne jedoch der ersten vergessen zu können. Hier bricht Gottfrieds Gedicht ab. Es hat später eine doppelte Fortsetzung gefunden, beide mit demselben Ausgange der Wiedervereinigung, der nochmaligen Trennung und des Todes der beiden Liebenden, auf deren Grabe eine Rose und eine Rebe ihre Zweige dicht ineinander schlingen. 8 18. Nachblüte und Verfall des Kunstepos, 1230—1300. Die übrigen epischen Dichter der ersten Blüteperiode bemühen sich den vier großen Vorbildern es nachzuthun, namentlich dem gepriesenen Gottfried, dessen Formgewandtheit und Klarheit der Darstellung sie zur Nacheiferung anfeuerte. Jedoch sind sie als Nachahmer wenig frei und selbständig und einer dichterischen, glücklich schaffenden Phantasie meistens mehr oder weniger bar. Bemerkenswert sind aus der großen Reihe dieser Dichter nur: Konrad Flecke, ein schwäbischer Ritter, der nach einer proven^alischen Erzählung die Kinderliebe von „Flore (Flos — Rose) und Blanscheslur" (Lilie), den sagenhaften Großeltern von Karl dem Großen, erzählt. Ihre Minne ist eine durch- aus reine, getragen von echt deutscher Treue. Rudolf von Ems (— Hohenems im österreichischen Vorarlberg), der, ein Lobredner Gottfrieds, nnr die Form nachahmt, sich aber von den weltlichen Grund- sätzen desselben ganz entfernt. Sein Ziel geht dahin, nicht so sehr zu unterhalten als zu erbauen. So sind seine Dichtungen, ähnlich denen Hartmanns, vielfach von christlichen Jdeeen durchzogen. „Der gute Gerhard", eine poetische Erzählung, predigt in der Geschichte eines Kölner Kaufmanns, welcher englische Ritter und eine norwegische Königstochter aus der Sklaverei der Heiden losgekauft und die Königs-
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