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1. Dichtung des Mittelalters - S. 179

1884 - Freiburg im Breisgau : Herder
§ 21. Walther von der Vogelweide. 179 Weiß ich recht zu schauen Schönheit, Huld und Zier, Hilf mir Gott, so schwör' ich, daß sie besser hier Sind als andrer Länder Frauen. Züchtig ist der deutsche Mann, Deutsche Frau'n sind engelschön und rein; Thöricht, wer sie schelten kann, Anders wahrlich mag es nimmer sein; Zucht und reine Minne Wer die sucht und liebt, Komm' in unser Land, wo es noch Wonne giebt; Lebt' ich lange nur darinne! (Simrock.) kan ich rehte schouwen guot geläz und lip, sam mir got, so swiiere ich wol, daz hie diu wip bezzer sint dann’ ander frouwen. Tiusche man sint wol gezogen, rehte als engel sint diu wip ge- tan. swer sie schiltet, der’st betrogen: ich enkan sin anders niht verstan. tugent und reine minne, swer die suochen wil, der sol körnen in unser lant: da ist wünne vil; lange müeze ich leben dar in ne! Ungünstige politische Verhältnisse ließen den Dichter bald wieder Klage- und Mahnlieder anstimmen: Nach der Ermordung Philipps (1208) war das Reich ohne Widerstreit dem Gegenkönige Otto zugefallen, der im folgenden Jahre auch zum Kaiser gekrönt wurde. Aber schon 1210 belegte ihn der Papst mit dem Banne. Dieser Vorgang rief aufs neue den" ganzen Grimm Walthers hervor, der gleich den übrigen Rittern und Fürsten nach Philipps Tode sich an Otto angeschlossen hatte. Aber mag der Dichter auch, vornehmlich als politischer Parteimann, mit den schärf- sten Waffen gegen Papst und Hierarchie kämpfen, in feinem Innern bleibt er guter Christ; als solcher fordert er den Kaiser auch zum Kreuz- zuge auf. Seine Mahnung blieb jedoch ebenso ohne Erfolg, wie seine Hoffnung, von Otto ein Lehen zu erhalten, ohne Verwirklichung. Such und Segen. Herr Papst, ich fürchte mich noch nicht, Denn ich gehorch' Euch wie es Pflicht. Wir hörten Euch der Christenheit gebieten, Dem Kaiser Unterthan zu sein; Ihr selber segnetet ihn ein, Daß wir ihn hießen Herr und vor ihm knieten. Gedenkt auch Eures Spruches. Ihr sprächet: Wer dich segnet, sei Gesegnet, wer dir fluchet, der erfahre Das Vollgewicht des Fluches. Um Gott, bedenkt, ob sich dabei Der Pfaffen Heil und Ehre wohl bewahre. (Simrock.)
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