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1. Dichtung des Mittelalters - S. 193

1884 - Freiburg im Breisgau : Herder
§ 24. Aus Frcidanks Bescheidenheit. 193 1. Der Winsbeke, welcher die Weisheitslehren eines Ritters an seinen Sohn enthält, ausgezeichnet durch die Innigkeit seines Inhaltes. (Die Winsbekin, ein didaktisches Zwiegespräch über höfische Zucht und Sitte zwischen einer adligen Mutter und ihrer Tochter, ist eine Nachahmung des erstern.) 2. Der welsche Gast (d. h. Fremdling ans Welschland — Italien) des Thomasin von Zerkläre aus Frianl, welcher um 1216 in seinem Gedichte als genauer Beobachter und Kenner der Welt eine Art von System einer Sittenlehre aufstellt, indem er die staste, d. h. Be- harrlichkeit (etwa das, was wir Charakter nennen), als die Grundlage aller Tugenden bezeichnet, während ihm die unrasts, die Unbeständigkeit, die Quelle aller Laster ist. 3. Die Bescheidenheit des Freidank. Hypothesen über die Person des Dichters sind mehrfach aufgestellt. Nach denselben ist der Name bald ein Geschlechtsname, bald ein angenommener (Freidank — Freidenker), und der Dichter kein geringerer als der große Lyriker Walther von der Vogelweide. Da aber keine dieser Hypothesen als die richtige sich erhärten läßt, so wissen wir nur, daß der Dichter als wandernder Sänger im Jahre 1229 an dem Kreuzznge Friedrichs Ii. teilnahm und in Syrien einen Teil seines Werkes schrieb. Dasselbe ist genannt „Bescheidenheit", weil es in den wichtigen weltlichen und religiösen Dingen Bescheid, d. h. Einsicht und richtige Beurteilung geben soll. Das einen Schatz verständiger, sinniger Ansichten und inhaltsreicher, goldener Sprichwörter enthaltende Buch genoß bis znm 17. Jahrhundert ein solches Ansehen, daß es „die weltliche Bibel" genannt wurde. In neuerer Zeit ist es durch Lessing und Herder wieder bekannt geworden und ist auch heute noch ein treffliches Laienbrevier. 8 24. Aus Frcidanks Bescheidenheit. Eingang. Ich bin genannt Bescheidenheit, Die aller Tugend Krone leiht. Freidank hat mich zurechtgestellt, Gewiß auch Fehler beigesellt. von Gott. Gott dienen ohne Wank, Der hat sich selber betrogen Und zimmert auf den Regenbogen. Das ist der Weisheit Anfang. Wer um diese kurze Zeit Läßt die ew'ge Seligkeit, Wenn der Regenbogen sich zerläßt, So weiß er nicht mehr, wo sein Nest. Hense, Lesebuch. I. 13
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