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1. Beschreibende und lehrende Prosa - S. 12

1889 - Freiburg im Breisgau : Herder
12 I. Beschreibende Prosa: Geschichtliche und geographische Charakteristik. Tanagra in der feuchten Atmosphäre des Erdgeschosses litten, waren auf seinen Befehl am andern Morgen die Arbeiter da, um die Überführung in höhere Museumsräume vorzunehmen. Mit unermüdlicher Teilnahme folgte er allen Fortschritten der Natur- kunde wie der technischen Wissenschaften. Hervorragende Leistungen der Mechanik, wie z. B. die Hebung des Kriegerdenkmals aus dem Kreuz- berge, hörte man ihn als Augenzeugen mit eingehendem Verständnis schildern, denn es war seiner Natur unmöglich, sich mit allgemeinen Aus- drücken seines Wohlgefallens zu begnügen; alles Nedensartliche war ihm unerträglich. Er mußte allem auf den Grund gehen, bis er das Wesent- liche klar erfaßt hatte. Dazu benutzte er nach des Tages Arbeit die stillen Abendstunden, in denen er und die Kaiserin-Königin Augusta auch Männer der Wissen- schaft um sich sahen und sich im kleinsten Kreise vertraulich über ihre Arbeiten und Forschungen belehren ließen, während er selbst aus seinen Erlebnissen mit voller Frische der Erinnerung die anmutigsten Mit- teilungen machte. Den echten Fürstensinn, der Dauerndes zu schaffen liebt, bewährte er auch als Bauherr auf eigenem Grund und Boden. Ich denke an die Höhe über der Havel, deren reizende Lage er erkannt hat und die er sich von seinem Vater schenken ließ. Als Prinz Wilhelm mit den bescheidensten Mitteln beginnend, hat er jahraus jahrein, in unermüdlicher Thätigkeit, welche seine liebste Ausspannung war, von Meistern der Kunst, Schinkel, Persius und Strack, unterstützt, den öden, von Gestrüpp bedeckten Sand- hügel zu einem wiesenreichen Schloßberge umgeschafsen. Neben den Archi- tekten war Fürst Pückler-Muskau sein Berater. Wenn dieser aber die aus dem alten Bestände am Flußufer noch übrigen Birken fällen wollte, weil sie in einen Königspark nicht paßten, widerstand ihm der Prinz von Preußen, der die Zeugen des ursprünglichen Zustandes seines Landsitzes nicht missen wollte, und so ist auch der Babelsberg ein charakteristisches, schönes und ehrwürdiges Denkmal von Kaiser Wilhelms fürstlichem Schaffen. Mich hat mein Herz getrieben, so manches Kleine anzuführen, weil es dazu dienen mag, das menschliche Bild des Verklärten uns lebendiger und wärmer vor die Seele zu führen. Tte großen Kaiserthaten stehen ja mit leuchtender Schrift in das Gedächtnis der Jahrhunderte eingeschrieben. Wir aber, die wir die kaiser- lose Zeit erlebten, mir dürfen mit unseren Gedanken nicht an den äußeren Erfolgen hasten. Uns ist nicht das die Hauptsache, daß Deutschland wieder mächtig ist im Kreise der Völker, sondern daß wir gerettet sind aus einem unwürdigen Zustande, wo in kleinlichem Jnteressenstreite Stämme und Staaten des Vaterlandes unaufhörlich miteinander haderten, und das
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