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1. Beschreibende und lehrende Prosa - S. 15

1889 - Freiburg im Breisgau : Herder
15 4. Gedächtnisrede auf weiland Se. Majestät Kaiser Friedrich I. das Sterbegedächtnis des gefeiertsten Mannes, soweit die deutsche Zunge klingt, und soweit die Nationen der Erde eingreifend oder aufmerkend teilnehmen an dem Wandel und Wechsel der Zeiten. Der Schöpfer des Deutschen Reiches, eines Werkes, das tief in der Vergangenheit wurzelt, die Gegenwart mächtig beherrscht und bedingend und bestimmend in die Zukunft der Völker und Staaten eingreift: der Heldengreis, welcher drei Menschenalter in rüstiger Kraft und rastloser Thätigkeit durch- lebte, Wilhelm I., hatte seine wachsamen Augen für immer geschlossen und ruhte von seinem segensvollen Tagewerke zu den Füßen seiner hoch- erlauchten Mutter, der unvergessenen und unvergeßlichen Königin Luise oder, wie Goethe sie nennt, Preußens angebeteter Fürstin. Ganz Deutsch- land trauerte; Europa, ja, die Welt bezeigte Beileid! Aber unsere Trauer mäßigte und milderte ein Trost. Der Enkel Luisens, der Sohn Wilhelms, der Liebling des Volkes: Friedrich Wilhelm, Kronprinz des Deutschen Reiches und Kronprinz von Preußen, übernahm das Erbe der Hohenzollern als deutscher Kaiser Friedrich I., als König von Preußen Friedrich Iii. — Reich begabt an Geist und Gemüt, geschult durch Gedankenarbeit, hochgebildet durch umfassende Studien, eine Ritter- gestalt ohnegleichen, Fürstlichkeit auf der Stirne, Menschenfreundlichkeit um Auge und Mund, und Leutseligkeit im Herzen, ruhmvoll als Kriegs- held, aber friedereich wie sein Name, ein Kenner und Förderer von Kunst und Wissenschaft, weitgereist unter fremdsprachigen Völkern über Land und See, durch Ereignisse und Erfahrungen gereist, ein Muster und Vorbild als Sohn, Gatte und Vater, kurz: ein Mann und ein Fürst in der beiden Worte vollster und edelster Bedeutung — so weilte der Verewigte vor vier Jahren im Weichbilde unserer Stadt, so erschien er in diesem Fest- saale unserer Hochschule zur Seite des regierenden Vaters, dessen Erbe und Nachfolger. Prinz Friedrich Wilhelm Nikolaus Karl, wie seine Taufnamen lauten, wurde während der Regierung seines Großvaters, Friedrich Wilhelms Iii., 18 Jahre nach der Völkerschlacht bei Leipzig an deren Gedenktage geboren. Nächstberechtigter Neffe seines kinderlosen Oheims, des nachmaligen Königs Friedrich Wilhelm Iv., galt er von Geburt an als dereinstiger Erbe der preußischen Krone. Diese Voraussicht wurde maßgebend für seine Er- ziehung. Das Ziel der Hohenzollern war von jeher: Wohlfahrt des Landes durch Wehrkraft des Volkes. Das eine kann ohne das andere nicht be- stehen; jedwedes ist Grundlage und Bedingung des andern; beides aber erheischt: Schulung des Geistes und Schulung des Körpers. Erst Lese- buch und Schreibheft, dann Gewehrkolben und Schwertgriff — das macht freu Preußen; das sind für unser Gesamtvolk die bewährten Mittel zur allseitigen Entwicklung der innewohnenden Fähigkeiten und Kräfte. Aus
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