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1. Beschreibende und lehrende Prosa - S. 16

1889 - Freiburg im Breisgau : Herder
16 I- Beschreibende Prosa: Geschichtliche und geographische Charakteristik. diesem Grunde ist Preußens Größe, ist Deutschlands Einigung gewurzelt, gewachsen, geworden. Jene Doppelschulung fordert unser Fürstenhaus vom Volke, und seinem Volke geht darin vorauf das Fürstenhaus. König Friedrich Wilhelm I. that den Ausspruch: „Ein jeder Prinz des Hauses Hohenzolleru muß Soldat sein und seinen Stolz darein setzen, sich selbst alle guten Eigenschaften des Soldaten anzueignen." Prinz Friedrich — das war damals der Rufname des verewigten Kaisers — wurde solch ein Soldat. Als er seinen zehnten Geburtstag feierte und nunmehr dem preußischen Herkommen gemäß in die Leibcompagnie des ersten Garde-Regiments zu Fuß eintrat, stellte ihn König Friedrich Wil- helm Iv. den Offizieren des Regiments vor mit den Worten: „Lieber Fritz, du bist zwar noch sehr klein, aber lerne diese Herren nur kennen, lerne von ihnen, deine Pflichten brav zu erfüllen; denn für den, der eines Tages befehlen soll, ist es das allererste, gehorchen zu lernen." 25 Jahre später zeigt Prinz Friedrich als Kronprinz Friedrich Wilhelm von Preußen, daß er befehlen gelernt hat durch Gehorchen. Als Oberbefehlshaber der zweiten preußischen Armee, welche in der Stärke von vier Armeekorps von Schlesien her in Böhmen einmarschiert war, erschien am heißen Tage von Königgrätz nach mühsamem Eilmärsche im rechten Augenblicke und an ausschlaggebender Stelle der mutige Königssohn. Von Kugeln umsaust, brach er mit 50 000 Manu vorstürmend auf Chlum los, den Schlüssel des Nachfeldes. Sein Eingreifen brachte den Sieg, die Schlacht ward gewonnen, der Feldzug war entschieden. Spät abends begegneten sich Vater und Sohn, der König und der Kronprinz. „Welch ein Moment," so schrieb der König an die Königin, „welch ein Moment nach allem Er- lebten und am Abende dieses Tages! Ich selbst übergab Fritz den Orden pour le mérite; die Thränen stürzten ihm herab!" — Das war — es fehlen nur drei Tage — vor 22 Jahren. Vier Jahre später führte der Sieger von Sadowa gegen den galli- schen Störenfried die dritte Armee. „Die Rasse der Zukunft", wie Louis Napoleon uns Deutsche einst genannt hatte, stand gegenüber der „grande nation“. Die vermeintliche Zukunft war bereits handgreifliche Gegen- wart. Was damals im Verlaufe weniger Monde geschah, welche welt- geschichtlichen Ereignisse sich vollzogen, „welche Wendung" eintrat „durch Gottes Fügung", das haftet in aller Erinnerung. Der Kampfesheld von Weißenburg und Wörth, „unser Fritz", wie das deutsche Volk den preußi- schen Kronprinzen mit liebender Bewunderung und stolzer Aneignung nannte, gab mit seiner Armee den Ausschlag bei Sedan, belagerte die bald gedemütigte Hauptstadt an der Seine und beging mit seinem erhabenen Vater den großen Tag zu Versailles am 18. Januar 1871. Der preußische Kronprinz oder, wie die Franzosen ihn bezeichneten, „le prince magna-
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