1889 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
- Autor: Hense, Joseph, Führer, Anton
- Sammlung: Lesebuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
- Geschlecht (WdK): Jungen
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I. Beschreibende Prosa: Kulturgeschichte.
findet sich im Innern des großen indischen Landes ein weites Gebiet, das
von sehr dunkel, fast schwarz gefärbten, von den später eingedrnngenen
helleren arischen Stämmen gänzlich verschiedenen Ureinwohnern bevölkert
ist. . . Wahrscheinlich war zu Herodots Zeiten die schwarze asiatische
Nasse, dessen „Äthiopier vom Aufgange der Sonne" den libyschen wohl
in der Hautfarbe, aber nicht in der Beschaffenheit des Haares ähnlich
waren, viel weiter als jetzt gegen Nordwesten verbreitet, Ebenso dehnten
im alten ägyptischen Reiche die eigentlich wollhaarigen, oft besiegten
Negerstämme ihre Wohnsitze weit in das nördliche Nubien aus.
Zu der Bereicherung des Jdeenkreises, welche aus dem Anblicke vieler
neuen physischen Erscheinungen, wie aus dem Kontakte mit verschiedenen
Volksstämmen und ihrer kontrastierenden Civilisation entsprang, gesellten sich
leider nicht die Früchte ethnologischer Sprachvergleichung, insofern
dieselbe philosophisch, abhängig von den Grundverhältnissen des Ge-
dankens, oder bloß historisch ist. Diese Art der Untersuchung war
dem sogen, klassischen Altertume fremd. Dagegen lieferte Alexanders
Expedition den Hellenen wissenschaftliche Materialien, welche den
lange aufgehäuften Schätzen früher kultivierter Völker entnommen werden
konnten. Ich erinnere hier vorzugsweise daran, daß mit der Kenntnis
der Erde und ihrer Erzeugnisse durch die Bekanntschaft mit Babylon nach
neueren und gründlichen Untersuchungen auch die Kenntnis des Himmels
ansehnlich vermehrt wurde. Allerdings war durch die Eroberung des
Cyrus der Glanz des astronomischen Priesterkollegiums in der orienta-
lischen Weltstadt bereits tief gesunken. Die Treppenpyramide des Belus
(zugleich Tempel, Grab und eine die nächtlichen Stunden verkündende
Sternwarte) war von Mrxes der Zerstörung preisgegeben; das Monu-
ment lag zur Zeit des macedonischen Heerzuges bereits in Trümmern.
Aber eben weil die geschlossene Priesterkaste sich bereits aufgelöst, ja der
astronomischen Schulen sich eine große Zahl gebildet hatte, war es dem
Kallisthenes möglich geworden, Sternbeobachtungen ans einer sehr langen
Periode von Jahren (Porphyrius sagt, für eine Periode von 1903 Jahren
vor Alexanders Einzug in Babylon) nach Griechenland zu senden. Die
ältesten chaldäischen Beobachtungen, deren das Almagest erwähnt (wahr-
scheinlich die ältesten, die Ptolemäus zu seinen Zwecken brauchbar fand),
gehen aber freilich nur bis 721 Jahre vor unserer Zeitrechnung, d. h.
bis zu dem ersten messenischen Kriege. Gewiß ist es, daß die Chaldäer
die mittleren Bewegungen des Mondes mit einer Genauigkeit kannten,
welche die griechischen Astronomen veranlaßte, sich derselben zur Begrün-
dung der Mondtheorie zu bedienen. Auch ihre Planetenbeobachtungen,
zu denen sie eine uralte Liebe der Astrologie anregte, scheinen sie zur wirk-
lichen Konstruktion astronomischer Tafeln benutzt zu haben.