1889 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
- Autor: Hense, Joseph, Führer, Anton
- Sammlung: Lesebuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
- Geschlecht (WdK): Jungen
3. Rom in seiner Bedeutung für Kunst und Wissenschaft.
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Was der Kontakt der Hellenen mit den Völkern indischen Ur-
sprungs in der Epoche der macedonischen Heerzüge unmittelbar hervor-
gerufen, ist in Dunkel gehüllt. Von wissenschaftlicher Seite konnte wahr-
scheinlich wenig gewonnen werden, weil Alexander in dem Fünfstromlande
(in dem Pantschanada), nachdem er das Reich des Porus zwischen dem
cederreichen Hydaspes und dem Acesines durchzogen, nur bis zum Hyphasis
vorgedrungen war, doch bis zu dem Punkte, wo dieser Fluß bereits die
Wasser des Satadru (Hesidrus bei Plinius) empfangen hat. Mißmut
seiner Kriegsvölker und Besorgnis vor einem allgemeinen Aufstande in
den persischen und syrischen Provinzen zwangen den Helden, der gegen
Osten bis zum Ganges vordringen wollte, zur großen Katastrophe der
Rückkehr. A. v. Humboldt N
3. Rom in seiner Bedeutung für Kunst und Wissenschaft.
Wie durch eine besondere Gunst des Geschickes, der wir uns dankbar
erfreuen können, steht Rom für uns da, zugleich als ein Vollendetes und
Unendliches der Einbildungskraft und der Idee, das sich aber in leben-
digem Dasein erhalten hat, mit leiblichen Augen geschaut werden kann.
Goethe nennt dies sehr ausdrucksvoll „die Gegenwart des klassischen
Bodens, die sich dem Gefühl, dem Begriff, der Anschauung offenbart".
Wie der Künstler sich eines Modells bedient, um sich von der festen
Grundlage der Wirklichkeit zur Idee zu erheben, so ist umgekehrt in dieser
Stadt und in ihren Umgebungen die Idee des höchsten Kntistschönen, der
Begriff des welthistorischen Ganges der Menschheit, das Gefühl des not-
wendigen Sinkens alles Bestehenden in der Zeit, wie in einem ungeheuern
Bilde, auf alle Zeiten verkörpert hingestellt. Die Wirkung Roms beruht
nicht ans dem Reichtum, den es in sich saßt; es gilt durch sich" selbst.
Es gewährt „die sinnlich geistige Überzeugung, daß dort das Große war,
ist und sein wird". Seine Größe liegt, neben so unendlich vielem Ein-
zelnen, in etwas, das unentreißbar an das Ganze, an das Gemisch antiker
und moderner Pracht, die Trümmer, welche das Auge meilenweit verfolgt, 1
1 Alex ander von Humboldt, der größte der jüngeren deutschen Natur-
forscher. Geboren 1769 zu Berlin, gebildet zu Frankfurt an der Oder, zu Göttingen
und Freiberg, machte er großartige Reisen und lebte längere Zeit zu Paris, zuletzt
zu Berlin, wo er, eng befreundet mit Friedrich Wilhelm Iv., 1859 starb. Seine
Hauptwerke: „Ansichten der Natur", „Reise in die Äquinoktialgegenden des neuen
Kontinents" und „Kosmos oder Entwurf einer physischen Erdbeschreibung" bekunden
eine große Tiefe und Schärfe des Geistes und enthalten die gründlichsten Forschungen
auf dem Gebiete der Geographie, Ethnographie, Botanik, Zoologie, Mineralogie,
Geognosie, Astronomie u. s. w.