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1. Beschreibende und lehrende Prosa - S. 52

1889 - Freiburg im Breisgau : Herder
52 I. Beschreibende Prosa: Kulturgeschichte. militärischen oder merkantilischen, häuslichen oder städtischen, gelehrten oder aristokratischen Macht oder Übermacht, ist übrigens der bekannte Despo- tismus der Freiheit gewiß eine der verwerflichsten im innern Charakter und die zerstörendste in den Wirkungen gewesen. Mit den Gebräuchen und Einrichtungen der germanischen Völker stimmte das Christentum in dieser seiner eigentümlichen Grundbeschaffenheit überaus gut zusammen, ungleich mehr, als mit der absolut gewordenen Republik in dem römischen Weltstaate, der in seinem wesentlichen Grund- charakter auch nach Konstantin immer heidnisch geblieben ist. Die monar- chische Erbverfassung war hier in den altdeutschen Einrichtungen über- wiegend vorherrschend, aber fern von allem Absolutismus und mit manchem republikanischen Herkommen, Gesetz oder Recht im einzelnen verwebt, über- haupt alles ans der historischen Grundlage, der alten Sitte, der freien, adligen Gesinnung der reinen Ehre, ans der Person und dem persönlichen Ruhme, dem großen Geiste und Charakter beruhend. Sobald zu dieser sittlichen Naturkraft der germanischen Völker nun die religiöse Weihe hinzu kam, und der Grundsatz der christlichen Liebe in frommer Einfalt des lebendigen Glaubens in diese starken Heldenseelen aufgenommen und eingeschlossen ward, so waren auch schon alle Elemente des wahren Staates und öffentlichen Lebens in der christlichen Gerechtigkeit damit gegeben. F. v. Schlegels 5. Monte Cassino. Wandert man von Gaeta in gerader Linie durch die Halbinsel zum Adriatischen Meere, so stößt man schon nach einigen Stunden auf den altehrwürdigen Festungsberg der W i s s e n s ch a f t, auf M o n t e C a s s i n o. Wer hat nicht schon öfter, wenn er den Bildungsgang der europäischen Völker überschaute, den Benediktinern gedankt, diesen großen Kolo- nisten in rohen Ländern, den Waldsiedlern, Städtegründern, Völkerlehrern! St. Gallen, Reichenau, Weißenburg, Fulda, Hersfeld, Corvey und wie viele andere Benediktiner-Hochschulen bloß in Deutschland, — eine lange strahlende Kette im langen Dunkel vom siebenten bis zwölften Jahr- hundert. Hier aber, auf Monte Cassino, wurde der erste Baum gepflanzt, dessen Samen und Ableger sich durch alle europäischen Länder verbreiteten, überall Wurzel schlugen, überall reiche Früchte brachten. Auf der weitschauenden Berghöhe stand vor 1300 Jahren ein Apollo- tempel, umrauscht vom ehrwürdigen Haine. Dort hielt sich noch ein letztes Häuflein römischen oder griechischen Volkes, das sich vor dem ringsum aufblühenden Christentum geflüchtet hatte, um auf dieser einsamen Höhe 1 1 Siehe Teil Ii, S. 331.
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