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1. Beschreibende und lehrende Prosa - S. 440

1889 - Freiburg im Breisgau : Herder
440 H- Lehrende Prosa: Philosophische Propädeutik, Pädagogik und Ethik. Extreme liegt, so mußte auch die schönere Form der Vernunft und Hu- mauität in diesem gemäßigtern Himmelsstriche ihren Platz finden. Und sie hat ihn nach dem Naturgesetze dieser allgemeinen Konvenienz reichlich gefunden. Denn ob man gleich fast alle asiatischen Nationen von jener Trägheit nicht freisprechen kann, die bei guten Anordnungen zu frühe stehen blieb und eine ererbte Form für unableglich und heilig schätzte, so muß man sie doch entschuldigen, wenn man den ungeheuren Strich ihres festen Landes und die Zufälle bedenkt, denen sie insonderheit von dem Gebirge her ausgesetzt waren. Im ganzen bleiben ihre ersten frühen Anstalten zur Bildung der Humanität, eine jede nach Zeit und Ort be- trachtet, lobenswert, und noch weniger sind die Fortschritte zu verkennen, die die Völker an den Küsten des Mittelländischen Meeres in ihrer größten Regsamkeit gemacht haben. Sie schüttelten das Joch des Despotismus alter Regierungsformen und Traditionen ab und bewiesen damit das große, gütige Gesetz des Menschenschicksals: „Das, was ein Volk öder- em gesamtes Menschengeschlecht zu seinem eigenen Besten mit Überlegung wolle und mit Kraft ausführe, das sei ihm auch von der Natur vergönnt, die weder Despoten noch Traditionen, sondern die beste Form der Hu- manität ihnen zum Ziele setzte." Wunderbar schön versöhnt uns der Grundsatz dieses göttlichen Natur- gesetzes nicht nur mit der Gestalt unseres Geschlechts auf der weiten Erde, sondern auch mit den Veränderungen desselben durch alle Zeiten hinunter. Allenthalben ist die Menschheit das, was sie ans sich machen konnte, was sie zu werden Lust und Kraft hatte. War sie mit ihrem Zustande zufrieden oder waren in der großen Saat der Zeiten die Mittel zu ihrer Verbesserung noch nicht gereift, so blieb sie Jahrhunderte hin, was sie war, und ward nichts anderes. Gebrauchte sie aber der Waffen, die ihr Gott zum Gebrauche gegeben hatte, ihres Verstandes, ihrer Macht und aller der Gelegenheiten, die ihr ein günstiger Wind zuführt, so stieg sie künstlich höher, so bildete sie sich tapfer aus. That sie es nicht, so zeigt schon diese Trägheit, daß sie ihr Unglück minder fühlte; denn jedes leb- hafte Gefühl des Unrechts, mit Verstand und Macht begleitet, muß eine rettende Macht werden. Kein Zweifel aber, daß überhaupt, was auf der Erde noch nicht geschehen ist, künftig geschehen werde; denn unverjährbar sind die Rechte der Menschheit, und die Kräfte, die Gott in sie legte, unaustilgbar. Wir erstaunen darüber, wie weit Griechen und Römer es in ihrem Kreise von Gegenständen in wenigen Jahrhunderten brachten; denn wenn auch der Zweck ihrer Wirkung nicht immer der reinste war, so beweisen sie doch, daß sie ihn zu erreichen vermochten. Ihr Vorbild glänzt in der Geschichte und muntert jedes ihresgleichen, unter gleichem und größerem
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