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1. Beschreibende und lehrende Prosa - S. 501

1889 - Freiburg im Breisgau : Herder
I. Bedeutung der drei Eiugaugsliedcheu in Schillers „Wilhelm Teil". 501 Ausführung. So sehr auch der Dichter Schiller den sehnlichsten Wunsch hegte, zum Zwecke einer Bearbeitung der Tellsage die Schweiz und besonders die Orte zu sehen, an welchen die Sage spielte, so gestatteten seine knappen Verhältnisse ihm doch nicht die Verwirklichung dieses Wunsches. Er sah sich daher genötigt, seine Zuflucht zu nehmen zu geographischen, natur- geschichtlichen und geschichtlichen Werken über das Schweizerland. Sein Studium hatte den herrlichsten Erfolg: der Dichter hat uns Land und Leute in meisterhafter Kunst mit einer solchen Treue und Klarheit ge- zeichnet, daß wir wähnen, Alpenluft zu atmen und das Schweizervolk des 14. Jahrhunderts in Wirklichkeit vor uns zu sehen. Diese Kunst bekundet er sofort zum Beginne des Dramas durch die drei Eingaugsliedchen, in welchen er uns Land und Leute meisterhaft vor die Seele führt. Die erste Scene zeigt uns den Vierwaldstättersee mit seiner herrlichen Umgebung in Hellem Sonnenscheine, während der Kuhreigen ertönt, unter- mischt von dem harmonischen Geläute der Herdeuglocken. Im Scheine der glitzernden Sonnenstrahlen lächelt der See und ladet mit der dem Wasser innewohnenden, in so mancher Sage verherrlichten, geheimnis- vollen Kraft zum Bade. Der Vierwaldstättersee ist der Ort, auf welchem und an welchem die hauptsächlichsten Handlungen des Stückes sich voll- ziehen werden; er ist das entzückende Bild der übrigen Seen des Landes, die durch ihre zauberhafte Pracht die Schweiz zu einem so wunderherr- lichen Lande gestalten. Über den See hinweg sieht man die grünen Matten, jene saftigen Alpenweiden, die bei der geringen Anzahl der Thalwiesen dem Vieh für den Sommer die Nahrung bieten. Sie sind den Tieren und den Menschen für den Sommer der liebste Aufenthalt, sind reich an Naturschöuheiten und bieten freieste, frischeste Luft. Den Matten gegenüber liegen hochragende Felsen, die uns das Hochgebirge in seiner großartigen Furchtbarkeit vor das Auge führen. Hier sind die weiten Schneefelder, hier die Gletscher mit ihren dem Wanderer so gefährlichen Nissen; hier ist der ewige, starre Winter, oft noch eingehüllt in dichte Nebel; hier rollt der Donner der stürzenden Lawinen. So lernen wir das Land mit seinen lieblichen Seen, seinen grünen Matten und seinen riesenhohen Bergen kennen. Ein gleich anschauliches Bild entwirft uns der Dichter von den Bewohnern dieses Landes, die vorzugsweise aus Fischern, Hirten und Jägern bestehen.
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