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1. Dichtung des Mittelalters - S. 30

1903 - Freiburg im Breisgau : Herder
30 Dritte Periode, von 1100 bis 1300, oder erste Blüteperiode. Als bedeutendste Dichtungen auf dem Gebiete der weltlichen Dichtung, von geistlichen Dichtern versaßt, sind zu nennen: 1. Das Annolied, ein in hohem Schwünge den hl. Anno, Erz- bischof von Cöln (si 1075), in 876 Versen feiernder Lobgesang, der biblische Geschichte, Sage und Profangeschichte bunt durcheinander mengt, aber vielfach lebhafte Schilderung und innige Gefühlstiefe zeigt. 2. Die Kaiserchronik (Cronica, daz ist der kunige buoch), um 1147 verfaßt, ihrem Inhalte nach mit dem Annoliede verwandt. Sie verdient als erster Versuch einer römisch-deutschen Geschichte von Cäsar bis auf Konrad Iii., als Geschichtsbuch für die Jugend des Mittelalters und als Quelle für spätere Chronisten besondere Erwähnung. 3. Das Alexanderlied vom Pfaffen (Priester) Lamprecht aus der Gegend von Cöln, um 1130 aus einem französischen Epos in kräftiger und oft volkstünüich lebendiger Darstellung frei übersetzt 1 Neben lieb- lichen Schilderungen von poetischer Kraft finden sich ernste und große Gedanken. In dem ersten, mehr historischen Teile werden in mittel- alterlicher, durch die Kreuzzüge beeinflußter Anschauung die Jugendjahre und die Eroberungszüge des großen Weltbeherrschers dargestellt; in dem zweiten, mehr romantischen Teile, in welchem Alexander bis ans Ende der Welt vordringt, beschreibt er in einem Briefe an seine Mutter und seinen Lehrer Aristoteles die Abenteuer und Wunder seiner Fahrt. Im Übermute dringt er vor bis zu des Paradieses Pforten, um auch dieses zu erobern, aber hier muß er umkehren; die Nichtigkeit alles Irdischen erkennend, befleißigt er sich nun der Mäßigung und Milde bis zu seinem Tode „und behielt nichts mehr für sich — von alledem, was er errang — als Erde, sieben Fuß lang, wie's der ärmste Mann erhält, der je kam in diese Welt". 4. Das Rolandslied, gleichfalls nach einem französischen Vor- bilde (Chanson de Roland) vom Regensburger Pfaffen Konrad im Auf- träge des Herzogs Heinrich des Stolzen um 1050 verfaßt. Dasselbe zeichnet in noch rauher Sprache bei schlichter Darstellung, unter genauer Wahrung des Charakters der Zeit der Kreuzzüge, den Kaiser Karl als das Ideal eines römisch-deutschen Kaisers (Harb der Gotes dienestman), wie er, umgeben von seinen Paladinen, einen Zug gegen die spanischen Mauren unternimmt, in kurzer Zeit das ganze Land erobert bis auf Sarraguz, wo aber auch König Marsilie Unterwerfung heuchelt, und wie er heimkehrend seinen Paladin und Neffen Roland in dem Tale Ronces- * Die Geschichte des großen Welteroberers war schon früh in einem griechischen Roman dargestellt und in zahlreichen lateinischen Übersetzungen im Abendlande ver- breitet worden. Ihnen entstammt das französische Epos.
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