1903 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
- Autor: Hense, Joseph, Führer, Anton
- Sammlung: Lesebuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
- Inhalt: Zeit: Mittealter
- Geschlecht (WdK): Jungen
§ 23. Walther von der Vogelweide.
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Von der Elbe unz an den Rin
und her wider unz an der Ttnger lant
mugen wol die besten sin,
die ich in der werlte hän erkant.
kan ich rehte schouwen
guot geläz und lip,
sam mir got, so swüere ich wol,
daz hie diu wip
bezzer sint dann’ ander frouwen.
Tiusche man sint wol gezogen,
rehte als engel sint diu wip getan.
swer sie schiltet, der’st betrogen:
ich enkan sin anders niht verstän.
tugent und reine minne,
swer die suochen wil,
der sol körnen in unser lant: da
ist wünne vil.
lange müeze ich leben dar inne!
Von der Elbe bis zum Rhein
Und zurück bis an der Ungarn Land,
Da mögen wohl die besten sein.
Die ich irgend auf der Erde fand.
Weiß ich recht zu schauen
Schönheit, Huld und Zier,
Hilf mir Gott, so schwör' ich, daß sie
besser hier
Sind als andrer Länder Frauen.
Züchtig ist der deutsche Mann,
Deutsche Fraun sind engelschön und rein;
Töricht, wer sie schelten kann.
Anders wahrlich mag es nimmer sein;
Zucht und reine Minne,
Wer die sucht und liebt,
Komm' in unser Land, wo es noch
Wonne gibt;
Lebt' ich lange nur darinne!
(Sirnrock.)
Ungünstige politische Verhältnisse ließen den Dichter bald wieder
Klage- und Mahnlieder anstimmen. Nach der Ermordung Philipps
(1208) war das Reich ohne Widerstreit dem Gegenkönige Otto zugefallen,
der im folgenden Jahre auch zum Kaiser gekrönt wurde. Aber schon
1210 belegte ihn der Papst wegen Zurückhaltung der Mathildischen Güter
mit dem Banne. Dieser Vorgang rief aufs neue den ganzen Grimm
Walthers hervor, der gleich den Rittern und Fürsten nach Philipps Tode
sich an Otto angeschlossen hatte. Aber mag der Dichter auch, vornehmlich
als politischer Parteimann, mit den schärfsten Waffen gegen Papst und
Hierarchie kämpfen, in seinem Innern bleibt er guter Christ; als solcher
fordert er den Kaiser auch zum Kreuzzuge auf. Seine Mahnung blieb
jedoch ebenso ohne Erfolg, wie seine Hoffnung, von Otto ein Lehen zu
erhalten, ohne Verwirklichung.
Fluch und Segen.
Rer badest, ich mac wol genesen,
wan ich wil iu gehorsam wesen,
wir hörten iuch der kristenheit ge-
bieten,
wes wir dem keiser1 selten pflegen,
dö ir im gäbent gotes segen,
Herr Papst, ich fürchte mich noch nicht.
Denn ich gehorch' Euch, wie es Pflicht.
Wir hörten Euch der Christenheit ge-
bieten.
Dem Kaiser untertan zu sein;
Ihr selber segnetet ihn ein.
* Kaiser Otto Iv.
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