Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Dichtung des Mittelalters - S. 212

1903 - Freiburg im Breisgau : Herder
212 Dritte Periode, von 1100 bis 1300, oder erste Blüteperiode. abhebt." Daher rühmt sein Zeitgenosse Gottfried ihn in der Schwertleite (s. S. 169) mit glänzendem Lobeswort, daher erkennt selbst sein Gegner Thomasin von Zirkläre (s. S. 213) im „welschen Gast" seine Bedentung an: „Er hat erzeiget zuht und sin An maniger siner rede guot“, daher sagt in gleicher Bewunderung Hugo von Trimberg (um 1300) in seinem „Renner": „Her Walther von der Vogel weide, Swer des vergaeze, der taet mir leide.“ 1 § 24. Verfall des Minnegesanges. Die Klagen Walthers über den Verfall der Minne und des Minne- gesanges sollten nur zu bald zur vollsten Wahrheit werden. Ver- gebens versuchte der in Österreich aufgewachsene Rheinländer Reinmar von Zweier, bedeutsam durch seine Spruchdichtung, gegen Ende der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts durch ernste Rügelieder dem sichtlichen Verfalle der Minnepoesie zu steuern; Inhaltslosigkeit und über- künstliche Form gewannen immer mehr die Oberhand. Zu erwähnen sind: Neidhart von Reuenthal, ein bayrischer Ritter (zwischen 1210 bis 1240), der Begründer der höfischen Dorfpoesie, welcher seinen Stoff dem Leben und dem dörfischen Benehmen (dörperheit von dorp, Dorf) der Bauern entnahm und durch Verspottung der Plumpheit und Putzsucht sowie der Liebeshändel derselben die Lachlust der Ritter zu er- regen suchte. Ulrich von Lichtenstein (ch um 1275), aus steiermärkischem Ge- schlechte, der als „vrou Venus“ und später als „künee Artus“ gekleidet durch die Lande zog und in seinem „Frauendienst", einer Selbstbiographie, mit seinem Minnedienste derartig auf Abwege gerät, daß derselbe nur noch als alberne Narretei erscheint. Heinrich von Meißen, genannt Frauenlob, weil er dem Namen „Frau" (Herrin oder die Erfreuende) den Vorzug gab vor der Benennung „Weib" (Gegensatz zu Mann), der in Mainz, wo er im Jahre 1318 starb, die erste Meisterschule gegründet haben soll. So bildet er den Übergang von den Minnesängern zu den Meistersängern der fol- genden Periode. ' Es ist das Verdienst Uhlands, durch die Schrift: „Walther von der Vogel- weide, ein altdeutscher Dichter" (1822), den großen Dichter uns wieder bekannt gemacht und nach Gebühr gewürdigt zu haben.
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer