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1. Dichtung des Mittelalters - S. 213

1903 - Freiburg im Breisgau : Herder
§ 25. Zweck der Didaktik; Dichtungen. 213 8 25. 6. Didaktik. Zweck der Didaktik; Dichtungen. Fanden wir schon bei Walther einzelne Gedichte, welche zu Zucht und Ordnung mahnten und eigentliche Lebensweisheit lehrten, so bildete das Streben der Dichter, das praktische Leben in Übereinstimmung mit wahrhaft christlicher Gesinnung zu bringen, gegen die Mitte des 13. Jahrhunderts sich immer mehr und mehr aus. Die Verfasser dieser Lehrgedichte sind meist bürgerlichen Standes und zeigen als solche gegenüber dem heitern höfischen Leben eine mehr ernste und strenge Lebensauffassung. Genannt seien aus der ziemlich großen Reihe solcher Dichtungen nur folgende fünf: 1. Der W ins bete, welcher die Weisheitslehren eines Ritters an seinen Sohn enthält, ausgezeichnet durch die Innigkeit seines Inhaltes. Die Winsbekin, ein didaktisches Zwiegespräch über höfische Zucht und Sitte zwischen einer adeligen Mutter und ihrer Tochter, ist eine Nach- ahmung des ersteren. 2. Der welsche Gast (d. h. Fremdling aus Welschland — Italien) des Thomasin von Zirkläre aus Friaul, welcher um 1216 in seinem Gedichte als genauer Beobachter und Kenner der Welt eine Art von System einer Sittenlehre aufstellt, indem er die 8ts6t6, d. h. Beharrlich- keit (etwa das, was wir Charakter nennen), als die Grundlage aller Tugenden bezeichnet, während ihm die unstgete, die Unbeständigkeit, die Quelle aller Laster ist. 3. Die Bescheidenheit des Freidank. Hypothesen über die Person des Dichters sind mehrfach aufgestellt. Nach denselben ist der Name bald ein Geschlechtsname, bald ein angenommener (Freidank — Freidenker) und der Dichter kein geringerer als der große Lyriker Walther von der Vogelweide. Keine dieser Hypothesen läßt sich als die richtige erhärten; wir wissen nur, daß der Dichter als wandernder Sänger im Jahre 1229 an dem Kreuzzuge Friedrichs Ii. teilnahm und in Syrien einen Teil seines Werkes schrieb. Dasselbe ist genannt „Bescheidenheit", weil es in den wichtigen weltlichen und religiösen Dingen Bescheid, d. h. Einsicht und richtige Beurteilung, geben soll. Das einen Schatz verständiger, sinniger Ansichten und inhalts- reicher, goldener Sprichwörter enthaltende Buch genoß bis zum 17. Jahrhundert ein solches Ansehen, daß es „die weltliche Bibel" genannt wurde. In neuerer Zeit ist es durch Lessing und Herder wieder
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