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1. Dichtung der Neuzeit - S. 83

1908 - Freiburg im Breisgau : Herder
§ 19. Wielands Werke. 83 8 19. Ii. Wielands Werke. Nur die wichtigsten Werke der ernsteren Weimarer Zeit haben Wert und Bedeutung. Zu nennen ist zunächst seine Tätigkeit in Übe r- setzungen. So übersetzte er als erster 22 Stücke Shakespeares (1564—1616) und brachte dadurch den großen englischen Dramatiker uns Deutschen näher; dann übertrug er die Werke des griechischen Schrift- stellers Lucian^, die Episteln und Satiren des Horaz und die Briefe Ciceros. Diese Übersetzungen geben freilich das Original nicht wort- getreu wieder, bieten aber den Sinn und Geist des Schriftstellers in form- gewandter, anmutig leichter Sprache. Ferner verdienen Erwähnung: Die „Abderiten", ein satirischer Roman, in welchem er das prah- lerische und engherzige Spießbürgertum kleiner deutscher Städte in eigenen Erlebnissen unter griechischer Maske (Abdera, Stadt in Thrazien und Ge- burtsstätte des Philosophen Demokrit, der sich vergeblich bemüht, seine engherzigen und spießbürgerlich beschränkten Mitbürger zu bekehren) dar- stellte und geißelte. Sein bedeutendstes und größtes Werk ist: „Oberon", ein romantisches Epos, geschrieben in wohllautenden, gereimten achtzeiligen Stanzen von jambisch-anapästischem Rhythmus, die sich von ihrem italienischen Vorbilde durch freiere Stellung des Reimes und durch Wechsel in der Zahl der Versfüße unterscheiden. Als Quellen dienten ihm ein altfranzösischer Roman Huon de Bor- deaux und Shakespeares Sommernachtstraum (Oberon und Titania). Aus denselben entnahm er drei Haupthandlungen, die er meisterhaft zu einer Einheit verband, indem die Personen derselben zur Ausführung ihrer Pläne aufeinander angewiesen werden: 1. Die romantischen Abenteuer Hüons, eines vom Hofe Karls des Großen verbannten Ritters, der für die Tötung eines Sohnes Karls Sühne leisten soll durch das Bestehen von scheinbar undurchführbaren Abenteuern. Vom Elfenkönig Oberon durch ein Zauberhorn und einen Zauberbecher unterstützt gewinnt er Rezia, die Tochter des Kalifen von Bagdad, 2. die treue, in Drangsalen aller Art glänzend bewährte Liebe Hüons und Rezias, und 3. die Aussöhnung Oberons mit seiner Gemahlin Titania, von der er sich infolge eines Streites getrennt hatte unter dem Schwure, erst dann sich wieder mit ihr auszu- * söhnen, wenn er ein in allen Schicksalsschlägen in treuer Liebe ausharrendes 1 1 Sudan, um 130—190 n. Chr. in verschiedenen Städten lebend, auch in Rom und Athen, hervorragend als satirischer Schriftsteller, ausgezeichnet durch vielseitige Bildung, Witz und glänzende Darstellung, machte sowohl die Philosophen als die positiven Religionen zur Zielscheibe seiner bittern Angriffe. 6 *
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