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1. Dichtung der Neuzeit - S. 87

1908 - Freiburg im Breisgau : Herder
§ 21. Voß. 87 Die bedeutendsten Dichter des Hainbundes sind: 8 21. . 1. Voß (1751-1826). Johann Heinrich Voß, 1751 als Sohn eines armen Pächters zu Sommersdorf in Mecklenburg geboren, betrieb in Göttingen das Studium der Theologie und Philologie, namentlich das der alten Klassiker. Bald die Seele des Hainbundes geworden, redigierte er von Wandsbeck aus den Musenalmanach und lebte von 1782 bis 1802 als Rektor der Schule zu Eutin in freundschaftlichem Verkehre mit dem Hainbundgenossen Grafen Leopold zu Stolberg, mit dem er jedoch in bitterste Feindschaft geriet, als derselbe im Jahre 1800 öffentlich zum Katholizismus übertrat. Im Jahre 1805 ging er mit dem Titel eines badischen Hofrates nach Heidelberg, wo er im Jahre 1826 starb. Die Bedeutung des Dichters, dem die Musen bei seiner Geburt gerade nicht gelächelt, liegt nicht in seinen trockenen und verstandesmäßig gehaltenen Liedern und Oden, sondern in seinen mit gemütlicher Behaglich- keit geschriebenen Idyllen und seiner meisterhaften Übersetzung Homers. Unter den kleineren Idyllen ragt hervor: „Der siebzigste Geburts- tag", eine anmutige poetische Kleinmalerei. Seine umfangreichste Idylle ist: „Luise, ein ländliches Gedicht in drei Gesängen" (1. „Das Fest im Walde", gefeiert von Luise, der Tochter des Pfarrers zu Grünau; 2. „Der Besuch" des Bräutigams Walther, Pfarrers zu Seldorf; 3. „Die Vermählung"), in welchem in naturgetreuer, auch un- bedeutende Einzelheiten behaglich ausmalender Weise das ländliche Still- leben geschildert und gefeiert wird. Jedoch sindet sich auch in dieser vom Dichter übermäßig hoch geschätzten, selbst über Goethes „Hermann und Dorothea" gestellten Idylle, zu w e n i g H a n d l u n g, und die P e r s o n e n treten nicht hinreichend individuell hervor. Höher zu schätzen ist Voß als Übersetzer, namentlich Homers. Den Geist und das Wesen der griechischen und römischen Dichtung klar und scharf erfassend, strebte er nach genauer Wiedergabe seines Originals in Inhalt und in Form. Treffend sagt Scherer: „Endlich erschien der wirkliche Homer in deutschem Gewände, schlicht, einfältig, treuherzig, im Tone weder zu niedrig noch zu hoch, im Stile verständnisvoll nachgebildet, das Formelhafte nicht verwischt, die Beiwörter glücklich bewahrt, ein Werk hingebenden Fleißes und ernster Vertiefung, überall auf einer klaren An- schauung altgriechischer Zustände ruhend." Der Übersetzung der Odyssee vom Jahre 1781 folgte die der Ilias erst im Jahre 1793. Minder ge- lungen sind seine Übersetzungen des Vergil, Horaz, Ovid, Tibull, Properz,
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