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1. Dichtung der Neuzeit - S. 110

1908 - Freiburg im Breisgau : Herder
110 Siebte Periode oder zweite Blüteperiode, von 1748 ab. von Klopstock (Briefe 18 19 51 111), Wieland (Briefe 7—14 und 63), Gottsched (Briefe 16 und 17) usw. eine freimütige und strenge Kritik. Auch griff er zurück auf Gleim (Brief 15), auf Kleist (Brief 40), auf Logau (Briefe 36 und 43), dessen Dichtungen er selbst mit Ramler heraus- gab, wies hin auf neue Bahnen der Literatur, machte aufmerksam auf Shakespeare (Brief 17), auf das Volkslied und stellte unter Warnung vor allem Unedlen und Undeutschen die Kriterien einer guten Dichtung auf, deren Schönheit auf der Harmonie der einzelnen Teile, deren Lebens- fülle auf der Darstellung der nationalen Gegenwart beruhe. Von noch größerer Tragweite für die Literatur erwies sich „Laokoon * oder über die Grenzen der Malerei und Poesie" (erster Teil). Der Titel Laokoon stammt von jenem antiken Kunstwerk, welches, von den rhodischen Bildhauern Agesander, Athenodorus und Polydorus^ in den letzten Jahrhunderten vor Christus oder nach Lessings Ansicht unter den ersten Kaisern ausgeführt und im Jahre 1506 unweit Rom aufgefunden^, den trojanischen Priester Laokoon mit seinen beiden Söhnen von einem Schlangenpaar umschlungen darstellt. Denselben Gegenstand behandelt Vergil in seiner Äneide Ii 199 usw. Bei einer Vergleichung jenes Kunst- werkes mit der Schilderung des Dichters hatte der berühmte Archäolog Winckelmann^ rühmend hervorgehoben, daß der schlangenumwundene und gebissene Priester in der plastischen Gruppe „kein schreckliches Geschrei erhebe, wie Vergil von seinem Laokoon singt", und durch „ein ängstliches ' Vgl. Goethes Aufsatz: „Laokoon" in Teil Iii, S. 56. 2 Laocoon, qui est in Titi imperatoris domo, opus omnibus et picturae et statuariae artis praeponendum. Eum et liberos draconumque mirabiles nexus de consilii sententia fecere summi artifices Agesander et Polydorus et Athenodorus Rhodii (Plinius, Hist. nat. 1, 36, sect. 4, n. 11). 3 Dasselbe befindet sich jetzt im Vatikanischen Museum zu Rom. 4 Johann Joachim Winckelmann (1717—1768), geboren zu Stendal als Sohn eines Schuhmachers, wurde nach umfassenden Studien, die er trotz großer Dürftig- feit unermüdlich mit gewaltigem Fleiß betrieb, Bibliothekar des Reichsgrasen von Bünau zu Röthenitz bei Dresden. Hier und in der Musenstadt Dresden an regem Kunstleben sich beteiligend, trat er 1754 zum Katholizismus über, um sich in Rom seinem Lieblingsstudium, der antiken Kunst, widmen zu können. In Rom wurde er vom Bibliothekar der Vatikanischen Bibliothek zum Oberausseher aller römischen Altertümer befördert und schrieb seine durch glänzende Darstellung ausgezeichnete „Geschichte der Kunst des Altertums" (1758—1763). Auf einer Reise nach der Heimat wurde er in Triest von einem habsüchtigen Italiener ermordet. Mit hin- gebendster Begeisterung umfaßte Winckelmann die Antike, deren Gebilde ihm die Gesetze des Schönen, edle Einfalt und stille Größe, offenbarten. In ihnen sah er das Ideal der Klassizität, deren Gesetze alsbald auf Baukunst, Bildnerei und Malerei einen durchschlagenden Einfluß ausübten.
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