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1. Dichtung der Neuzeit - S. 117

1908 - Freiburg im Breisgau : Herder
§ 28. Lessings Werke. — Die dichterischen Werke. 117 6. Höhe der Verwicklung und Umschwung (Iv, 6). Minna greift nunmehr zur List; sie streift den Ring des Majors, den sie statt des eigenen auf- gesteckt hat, vom Finger und gibt ihn dem Major zurück, indem sie zugleich von einem ihr widerfahrenen Unglück eine Andeutung macht (Iv, 6). Als Tellheim durch Franziska vernimmt, daß das Fräulein wegen ihrer Liebe zu ihm von ihrem Oheim, Grasen von Bruchsall, enterbt sei, ist er wie umgewandelt (Iv, 7 und 8; Peripetie). D. Fallende Handlung (V, 1-11). Tellheims Versuch, Minna zu gewinnen: Erste Stufe. Der erste Versuch. Tellheim scheut sich nicht, jetzt von Werner Geld zu fordern, um zunächst den Ring durch Just einlösen zu lassen; während sein eigenes Unglück ihn niedergeschlagen hatte, hebt ihn das ihre empor, er fühlt sich „willig und stark, alles für sie zu unternehmen" (V, 1 und 2). Aber seine Bemühungen, Minna zu bestimmen, den Ring zurückzunehmen, sind vergeblich, denn sie will sein Unglück nicht durch das ihre vergrößern (V, 3—5). Zweite Stufe. Das Handschreiben des Königs und Tellheims- neuer Versuch. Auch die vollkommene Wiederherstellung der Ehre Tellheims durch ein gnädiges königliches Handschreiben und die volle Erstattung der von ihm vorgeschossenen Gelder vermögen nicht Minna umzustimmen, sie schlägt Tellheim durch seine eigenen früheren Worte (V, 6—9). Dritte Stufe. Moment der letzten Spannung. Als Tellheim von Just hört, daß das Fräulein seinen Ring an sich gebracht, wendet er sich von der vermeintlich Falschen ab in dem Glauben, daß sie das getan, um mit ihm zu brechen. In seiner Entrüstung wird er auch ungerecht gegen Werner und will von einem Mißverständnis nichts wissen (V, 10—11; Höhe der Verwicklung). E. Lösung (V, 12—15). Die Ankunft des Grafen von Bruchsall bringt die Aufklärung der List Minnas und des Irrtums Tellheims betreffs des Ringes (V, 12 und 13). Der endlichen Vereinigung des Liebespaares folgt die Versöhnung Werners durch Tellheim und seine Vereinigung mit Franziska (V, 14 und 15). Die Charaktere des Stückes sind im Ernst und im Scherz echt deutsch; deutsche Liebe, deutsche Treue, deutsches Denken und Handeln, geschildert auf dem nationalen Hintergründe des Siebenjährigen Krieges, ziehen den Leser und den Zuschauer mächtig an. Dabei sind die Charaktere mannigfaltig und scharf geschieden: Tellheim ein Offizier von unbeugsam-stolzem Ehrbegriff, ein Muster von Großmut und Mitleid, Leutseligkeit, Edelsinn und Zarter Liebe; Werner auch im Friedenskleide voll soldatischer Neigung, bieder und treu wie Gold; Just derb, aber ehrlich und anhänglich; Minna naiv und heiter, nicht minder edelsinnig als ihr Geliebter; Franziska munter, geschwätzig, aber treu; dagegen der Wirt „ein Schurke von Wirt", der, aller edeln Gesinnung bar, nur aus seinen eigenen Vorteil bedacht ist; und Riccaut, ein großprahlerischer, aber feiger und gewissenloser französischer Glücksritter, ein Bild des bei Roßbach schmachvoll geschlagenen Franzosentums. So sind die Charaktere außer Wirt und Riccaut „lauter tüchtige und liebenswerte vaterländische
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