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1. Dichtung der Neuzeit - S. 173

1908 - Freiburg im Breisgau : Herder
§ 34. Goethes Werke. — Die lyrischen Dichtungen. 173 Des täten die Musen sich erfreun, Wollten ihn zum Meistersäuger * weihn. 4. Da tritt herein ein junges Weib Mit Hellem Aug' und schönem Leib; Kräftig sie auf den Füßen steht, Grad, edel vor sich hin sie geht. Sie trägt einen Maßstab in ihrer Hand, Ihr Gürtel ist ein gülden Band, Hätt auf dem Haupt einen Kornähr- kranz, Ihr Auge war lichten Tages Glanz; Man nennt sie tätig Ehrbarkeit, Sonst auch Großmut, Rechtfertigkeit. 5. Die tritt mit gutem Gruß herein, Er drob nicht mag verwundert sein; Denn wie sie ist, so gut und schön, Meint er, er hätt sie lang gesehn. Die spricht: „Ich hab dich auserlesen Vor vielen in dem Weltwirrwesen, Daß du sollst haben klare Sinnen, Nichts Ungeschicklichs magst beginnen. Wenn andre durcheinander rennen. Sollst du's mit treuem Blick erkennen; Wenn andre bärmlich sich beklagen, Sollst schwankweis deine Sach' sür- tragen; Sollst halten über Ehr' und Recht, In allen Ding sein schlicht und schlecht, Frummkeit und Tugend bieder preisen. Das Böse mit seinem Namen heißen. Nichts verlindert und nichts verwißelt, Nichts verzierlicht und nichts verkrihelt; Sondern die Welt soll vor dir stehn, Wie Albrecht Dürer sie hat gesehn, Ihr festes Leben und Männlichkeit, Ihre inn're Kraft und Ständigkeit. Der Natur Genius an der Hand Soll dich führen durch alle Land', Soll dir zeigen alles Leben, Der Menschen wunderliches Weben, Ihr Wirren, Suchen, Stoßen und Treiben, Schieben, Reißen, Drängen und Reiben, Wie kunterbunt die Wirtschaft tollert. Der Ameishauf' durcheinander kollert; Mag dir aber bei allem geschehn, Als tatst in einen Zauberkasten sehn. Schreib das dem Menschenvolk auf Erden, Ob's ihm möcht' eine Witzung werden." Da macht sie ihm ein Fenster aus, Zeigt ihm draußen viel bunten Haus, Unter dem Himmel allerlei Wesen, Wie ihr's mögt in seinen Schriften lesen. 6. Wie nun der liebe Meister sich An der Natur freut wunuiglich. Da seht ihr an der andern Seiten Ein altes Weiblein zu ihm gleiten; Man nennet sie Historia, Mythologia, Fabula; Sie schleppt mit keuchend-wankenden Schritten Eine große Tafel in Holz geschnitten; Darauf seht ihr mit weiten Ärmeln und Falten, Gott Vater Kinderlehre halten, Adam, Eva, Paradies und Schlangt, Sodom und Gomorrhas Untergangs Könnt auch die zwölf durchlauchtigeu Frauen Da in einem Ehrenspiegel schauen Dann allerlei Blutdurst, Frevel und Mord, Der zwölf Tyrannen Schandenport 2, Auch allerlei Lehr und gute Weis. Könnt sehn Sankt Peter mit der Geiß Uber der Welt Regiment unzufrieden, Von unserm Herrn zurecht beschieden. Auch war bemalt der weite Raum Ihres Kleids und Schlepps und auch der Saum ' Vgl. Teil I, S. 215 f. 2 Hinweis auf einzelne Dichtungen Sachsens, b Siehe S. 6.
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