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1. Dichtung der Neuzeit - S. 262

1908 - Freiburg im Breisgau : Herder
262 Siebte Periode oder zweite Blüteperiode, von 1748 ab. „Kabale und Liebe" lange Zeit hindurch gleich den „Räubern" eines der beliebtesten, mächtig wirkenden Bühnenstücke. Einen Übergang von den noch unreifen Erzeugnissen der Sturw- und Drangperiode, die einen mehr negativen, die bestehenden Verhält- nisse zerstörenden Charakter an sich tragen, zu den völlig reifen Dramen der späteren Zeit bildet in inhaltlicher und formeller Beziehung 4. „Don Karlos, Jnfant von Spanien", in fünf Akten, von 1783 bis 1787 gearbeitet. Dieser lange Zeitraum der Arbeit ist auf den Stoff und die Darstellung desselben nicht ohne Einfluß geblieben; Schiller selbst gesteht, daß die oft unterbrochene Arbeit die innere einheitliche Gestaltung der Dichtung geschädigt habe. Was ihn anfangs angezogen, verlor mit der Zeit seinen Reiz, um neuen Ideen Platz zu machen. Nach dem schon in Bauerbach im März 1783 festgestellten Entwurf wollte er ein düsteres Familiengemälde eines königlichen Hauses zeichnen: es sollte die Leidenschaft des Jnfanten Don Karlos für seine Stiefmutter, die Ge- mahlin Philipps Ii., und der dadurch hervorgerufene Untergang des Prinzen den Inhalt des Stückes bilden; nebenbei sollte auch die Inquisition ein Brandmal aufgedrückt erhalten. Mit der Zeit schwächte sich sein Interesse für Don Karlos ab, und es trat Marquis Posa in den Vordergrund als Träger der staatlichen und menschheitlichen Ideale des Dichters, als Repräsentant eines freien Weltbürgertums, als begeisterter Kämpfer für allgemeine Duldung und Gedankenfreiheit, und so wurde aus einem Familiendrama ein politisches Tendenz stück. Don Karlos liebt die Gemahlin seines Vaters, die ihm früher zur Braut be- stimmt war, und verzehrt sich in Unmut über das von seinem Vater ihm geraubte Glück. Der aus den Niederlanden heimgekehrte Marquis Posa erneuert mit ihm die Jugendfreundschaft, sucht ihn von dem lastenden Druck zu erlösen und die ge- knechteten Niederlande durch seine Hilfe zu befreien. Durch eine Audienz bei der Königin bestimmt er ihn, vom Könige die Oberbefehlshaberstelle der nach Flandern bestimmten Truppen sich zu erbitten. Der König weist jedoch sein Gesuch mit Entschiedenheit zurück. Während nun Karlos seiner Leidenschaft von neuem anheim- fällt und die Liebe der Prinzessin Eboli verschmäht, entschließt sich diese im Verein mit Domingo und Alba, das Geheimnis der Liebe des Don dem Könige zu ver- raten und zu diesem Zwecke sich des Briefwechsels der Königin mit Karlos aus der erbrochenen Schatulle zu bemächtigen (Nebenhandlung Eboli). Posa, über die Lage der Dinge belehrt, fordert Karlos auf zur Flucht nach Flandern und zur Auflehnung gegen den König. Der Plan der mit der Prinzessin Eboli verbündeten Verschworenen gelingt nicht nach Wunsch, denn der König, wenn auch gequält durch Zweifel an der Treue seiner Gemahlin, entläßt sie ungnädig und sehnt sich nach einem wirklichen, uneigennützigen Freunde. Er glaubt diesen in dem freimütigen Posa zu finden und schenkt ihm sein volles Vertrauen. Als Posa beauftragt wird, die Königin und Karlos zu beobachten, willigt er ein in der Hoffnung, nicht allein den König für seine politischen Ideale gewinnen, sondern auch den Freund für
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