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1. Dichtung der Neuzeit - S. 275

1908 - Freiburg im Breisgau : Herder
§ 40. Schillers Werke. — Die dramatischen Werke. 275 schein." Hatte Schiller anfänglich beabsichtigt, das in dem historischen Stoff liegende Wunderbare darzustellen und die Heldin der Geschichte ge- mäß zu Rouen als Hexe verbrennen zu lassen, so war er bald von diesem Plane zurückgekommen. Er stellt sie dar als eine gottbegeisterte Prophetin, begabt mit wunderbarer Tatkraft, als eine von heiligem, kindlichem Glauben erfüllte und ohne Berechnung ihres Handelns der Sache des Vaterlandes sich hingebende Jungfrau. Ausgestattet mit der Gabe der Weissagung und mit übernatürlicher Kraft, paßt sie als erhabene Gottes- streiterin in göttlicher Sendung freilich nicht zur Trägerin einer Tragödie, aber sie ist zugleich Weib, welches, entgegen dem göttlichen Rufe, rein irdischem, menschlichem Empfinden ihr Herz öffnet; dadurch verfällt sie in eine tragische Schuld, wird durch harte Prüfungen geläutert, gewinnt unser volles Mitleid und erringt sich durch ihren Sieg und Tod die höchste Anerkennung und Verklärung. Außer „Wallenstein" ist die „Jungfrau von Orleans" das einzige Drama Schillers, dessen Stoff nicht in den gewöhnlichen Rahmen von fünf Akten eingefügt ist. Da die Darstellung der Heimat und der Familie Johannas^ zu dem Inhalte des ersten Aktes wenig paßte, so schickte der Dichter diesen Stoff in einem Prologe voraus. A. Exposition (Prolog und T, 1—9). Prolog: Darstellung der Lage Frankreichs; die Familie Johannas; der Charakter der Jungfrau nach der Zeichnung ihres Vaters Thibaut und ihres Freiers Raimond (I, 1 und 2). Der Landmann Bertrand bringt neue Schreckenskunde über die Fortschritte der Engländer und des mit ihnen verbündeten Herzogs von Burgund; den Helm, den er gebracht, setzt Johanna aus und teilt begeistert ihre Sendung mit (I, 3). Ihr Abschied von der Heimat, ihre göttliche Berufung und die an dieselbe geknüpfte Bedingung („Nicht Männerliebe darf dein Herz berühren Mit fünd'gen Flammen eitler Erdenlust"); Monolog (I, 4). Der französische Hof zu Chinon; der schwärmerische König, der ritterliche Dunois. Vergebliches Hilssgesuch der Ratsherren der belagerten Stadt Orleans; die stetig gesteigerte Not des Königs; das opferfreudige Vertrauen der Geliebten des Königs, Agnes Sorel; jedoch vermag sie nicht, Dunois an den schwachen und haltlosen König zu fesseln, der südlich der Loire zu ziehen beabsichtigt (I, 4—7). Erregendes Moment. Ankündigung der Rettung. Raoul berichtet, wie die Niederlage durch die Jungfrau in einen glänzenden Sieg verwandelt ist (I, 8 und 9). B. Steigende Handlung (I, 10 bis Iii, 8). Johanna als Retterin. Erste Stufe. Johannas Austreten am Hoslager. Sie beglaubigt sich als Seherin und heilige Prophetin durch sicheres Erkennen des Königs und die wunderbare Enthüllung seiner Gedanken; ihr Sieg ist jedoch geknüpft an die Bedingung, daß sie „ird'scher Liebe widerstehe". Ihr siegbewußtes Auftreten gegen den englischen Herold (I, 10 und 11). 1 1 Jeanne d'arc, geb. 1412 zu Domremy, einem Dorfe der Champagne, ver- brannt am 30. Mai 1431 zu Rouen.
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