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1. Dichtung der Neuzeit - S. 312

1908 - Freiburg im Breisgau : Herder
312 Achte Periode. Du bist ich selbst, wie ich gestrebet habe In meiner Hoffnung Wahn vor grauen Jahren; Ich bin du selbst, das Bild aus deinem Grabe. Was sprichst du noch vom Schönen, Guten, Wahren, Von Lieb' und Haß, von Tatendurst? Du Tor! Sieh her, ich bin, was deine Träume waren. Und sührest wiederum mir diese vor? Laß ab, o Weib, ich habe längst verzichtet. Du hauchst aus Aschen noch die Glut empor! Nicht so den süßen Blick auf mich gerichtet! Das Licht der Augen und der Stimme Laut, Es hat der Tod ja alles schon vernichtet. Aus deinem hohlen, morschen Schädel schaut Kein solcher Himmel mehr voll Seligkeit; Versunken ist die Welt, der ich vertraut. Ich habe nur die allgewalt'ge Zeit Auf diesem öden Felsen überragt In grausenhafter Abgeschiedenheit. Was, Bilder ihr des Lebens, widersagt Ihr dem, der schon den Toten angehöret? Zerfließet in das Nichts zurück, es tagt! Steig auf, o Sonne, deren Schein beschwöret Zu Ruh' den Aufruhr dieser Nachtgenossen, Und ende du den Kampf, der mich zerstöret. Sie bricht hervor, und jene sind zerflossen. — Ich bin mit mir allein und halte wieder Die Kinder meines Hirns in mir verschlossen. — O tragt noch heut', ihr altcrsstarren Glieder, Mich dort hinunter, wo die Nester liegen; Ich lege bald zur letzten Rast euch nieder. Verwehrt ihr, meinem Willen euch zu schmiegen, Wo machtlos innere Qualen sich erprobt, Wird endlich, endlich doch der Hunger siegen. Es hat der Sturm im Herzen ausgetobt, Uud hier, wo ich gelitten und gerungen, Hier hab' ich auszuatmen auch gelobt. Laß, Herr, durch den ich selber mich bezwungen, Nicht Schiff und Menschen diesen Stein erreichen Bevor mein letzter Klagelaut verklungen.
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