1908 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
- Autor: Führer, Anton, Hense, Joseph
- Sammlung: Lesebuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
- Inhalt: Zeit: Neuzeit
- Geschlecht (WdK): Jungen
§ 45. Die Sänger der Freiheitskriege. Arndt.
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3. I.n die Löiligin von Preußen.
Erwäg' ich, wie in jenen Schreckenstagen
Still deine Brust verschlossen, was sie litt,
Wie dn das Unglück mit der Grazie Tritt
Aus jungen Schultern herrlich hast getragen;
Wie von des Kriegs zerrisstnem Schlachtenwagen
Selbst oft die Schar der Männer zu dir schritt,
Wie trotz der Wunde, die dein Herz durchschnitt,
Du stets der Hoffnung Fahn' uns vorgetragen:
O Herrscherin, die Zeit dann möchll ich segnen!
Wir sahn dich Anmut endlos niederregnen —
Wie groß du warst, das ahneten wir nicht!
Dein Haupt scheint wie von Strahlen mir umschimmert,
Du bist der Stern, der voller Pracht erst flimmert.
Wenn er durch finstre Wetterwolken bricht!
Aus der großen Anzahl der die heldenmütige Zeit mit ihren Liedern
begleitenden Freiheitssänger sind namentlich hervorzuheben: Ernst
Moritz Arndt, Max von Schenkendorf, Theodor Körner
und Friedrich Rück er t.
1. ß-rnst Worih Arndt (1769—1860).
Ernst Moritz Arndt, geb. am 26. Dezember 1769 (in demselben
Jahre mit Napoleon, Wellington und Alexander von Humboldt) zu Schoritz
auf der Insel Rügen, studierte Theologie und Geschichte und wurde nach
vielen Reisen 1805 Professor der Geschichte zu Greifswald. Begeistert für
das Vaterland, schrieb er von 1806 bis 1813 fein zornmutiges, gegen
Napoleon und gegen die schmachvolle Erniedrigung seines Volkes gerichtetes
Werk „Geist der Zeit". In seiner Sicherheit bedroht, floh er nach
Schweden, kehrte dann heimlich zurück und ging im Jahre 1812 nach
Petersburg zu dem von Napoleon gleichfalls geächteten Freiherrn vom Stein,
um diesen in seiner Tätigkeit gegen den fremden Machthaber zu unterstützen.
Im folgenden Jahre in das Vaterland heimgekehrt, entflammte er das Volk
durch feine im echten Volkston geschriebenen, von heiliger Vaterlandsliebe durch-
glühten Dichtungen („Kriegs- und Wehrlieder") und durch seine
hinreißenden Flugschriften (u. a. „Katechismus für den deutschen
Kriegs- und Wehrmann", „Was bedeutet Landsturm und
Landwehr?" „Der Rhein Deutschlands Strom, aber nicht
Deutschlands Grenze"). Als er 1818 Professor der neueren Ge-
schichte an der neugegründeten Bonner Universität geworden war, wurde er
schon bald „wegen Teilnahme an burschenschaftlichen Umtrieben" seines
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