1908 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
- Autor: Führer, Anton, Hense, Joseph
- Sammlung: Lesebuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
- Inhalt: Zeit: Neuzeit
- Geschlecht (WdK): Jungen
370
Achte Periode.
den lebhaftesten, wärmsten Anteil widmet, in voller Objektivität
nur die Ereignisse selbst reden und bleibt mit seinen persönlichen
Empfindungen, mit Ideen und Betrachtungen seinen Gestalten völlig fern.
Dadurch bewirkt er zugleich die größte Klarheit und Anschaulich-
keit, so daß wir die Begebenheit förmlich vor uns zu sehen glauben.
So ist die Begebenheit, die Handlung dem Dichter an sich wichtig, noch
wichtiger aber sind ihm die Träger derselben, seine Helden. Diese
sind nach Ort und Lage streng individuell, sind mit bestimmten
Namen, dem ganzen Gepräge ihrer Zeit und ihrer Nationalität aus-
gestattet und zeigen „das Menschlich-Edle nur in individuellem Bilde des
spezifisch Nationalen".
Versuchen wir eine Scheidung der lesenswerten, von der Schule aber
wohl kaum sämtlich zu lesenden Gedichte, so dürften als Romanzen zu
bezeichnen sein, nach der Zeitfolge ihrer Entstehung geordnet: „Der blinde
König" (1804, umgearbeitet 1814), „Klein Roland" (1808), „Des Gold-
schmieds Töchterlein" (1809), „Gras Eberhards Weißdorn" (1810),
„Märchen" (1811), „Roland Schildträger" (1811), „König Karls Meer-
fahrt" (1812), „Der Kastellan von Couch" (Süngerliebe, 3) (1812),
„Taillefer" (1812), „Dante" (Sängerliebe, 5) (1814), „Des Sängers
Fluch" (1814), „Schwäbische Kunde" (1814), „Die Bildsäule des Bacchus"
(1814), „Die Mähderin" (1815), „Graf Eberhard der Rauschebart" (1815),
„Der Schenk von Limburg" (1816), „Vertrau de Born" (1829), „Ver
sacrum“ (1829), „Der Waller" (1829), „Das Singental" (1834).
Unter die Balladen möchten dagegen folgende Gedichte zu rechnen sein:
„Die sterbenden Helden" (1804), „Die Vätergruft" (1805), „Das Schloß
am Meere" (1805), „Der schwarze Ritter" (1806), „Die drei Lieder"
(1807), „Die Rache" (1810), „Junker Rechberger" (1811), „Harald"
(1811), „Die Bidassoabrücke" (1834) und „Das Glück von Edenhall"
(1834).
Die genannten Romanzen zeigen einen ernsten, oft jedoch von
heiterem Humor und scherzhafter Laune durchzogenen Stoff, der in vielfach
breiter, meist ep i sch er Darstellung vorwiegend das deutsche Heldentum
inseinen ehrenhaften Grundzügen und nachahmungswürdigen
Tugenden zur Anschauung bringt und in dieser Weise, wenn auch nicht
ein ausgesprochen ideales, doch durchweg sittliches Gepräge an sich trägt,
so daß dasselbe bei aufmerksamem Lesen auf den deutschen Knaben und
Jüngling nicht ohne tieferen und haftenden Eindruck bleiben wird. In
den mehr lyrisch gehaltenen Balladen erblicken wir dagegen einen düstern,
oft grausigen Stoff, der, in meist nur schlichter Sprache behandelt, den
Leser in eine ernst-wehmütige Stimmung versetzt.