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1. Dichtung der Neuzeit - S. 400

1908 - Freiburg im Breisgau : Herder
400 Neunte Periode. Ja, sie kommt! vor den Kamelen schweben die gespenstischen Treiber; Üppig in den hohen Sätteln lehnen schleierlose Weiber; Neben ihnen wandeln Mädchen, Krüge tragend, wie Rebekka Einst am Brunnen; Reiter folgen — sausend sprengen sie nach Mekka. Mehr noch! — nimmt der Zug kein Ende? — immer mehr! wer kann sie Weh, auch die zerstreuten Knochen werden wieder zu Kamelen, szählen? Und der braune Sand, der wirbelnd sich erhebt in dunkeln Massen, Wandelt sich zu braunen Männern, die der Tiere Zügel fassen. Denn dies ist die Nacht, wo alle, die das Sandmeer schon verschlungen, Deren sturmverwehte Asche heut' vielleicht an unsern Zungen Klebte, deren mürbe Schädel unsrer Rosse Huf zertreten, Sich erheben und sich scharen, in der heil'gen Stadt zu beten. Immer mehr! — noch sind die Letzten nicht an uns vorbeigezogen, Und schon kommen dort die Ersten schlaffen Zaums zurückgeflogen. Von dem Grünen Vorgebirge nach der Babelmandeb-Enge Sausten sie, eh' noch mein Reitpferd lösen konnte seine Stränge. Haltet aus, die Rosse schlagen! jeder Mann zu seinem Pferde! Zittert nicht, wie vor dem Löwen die verirrte Widderherde! Laßt sie immer euch berühren mit den wallenden Talaren; Rufet: Allah! — und vorüber ziehn sie mit den Dromedaren. Harret, bis im Morgenwinde eure Turbansedern flattern! Morgenwind und Morgenröte werden ihnen zu Bestattern. Mit dem Tage wieder Asche werden diese nächt'gen Zieher! — Seht, er dämmert schon! ermutigend grüßt ihn meines Tiers Gewieher. 2. Ammonium. „Fremdling, laß deine Stute grasen! O, zieh nicht weiter diese Nacht! Dies ist die grünste der Oasen; Im gelben Sandmeer glänzt ihr Rasen, Gleichwie inmitten von Topasen Ein grüner, funkelnder Smaragd!" Er sprach: „Gern will ich mich entgürten!" Und nahm dem Pferde das Gebiß. Er setzte sich zu seinen Wirten; Des Wüstengeiers Flügel schwirrten An ihm vorüber nach den Syrien, Zu ruhn in der Pentapolis. Die Lieder und die Zimbeln klangen; Die Mappe lag auf seinen Knien. Die Rosse mit den blanken Stangen, Die finstern Reiter mit den langen Gewänden und den bärt'gen Wangen, Die Zelte — fremd ergriff es ihn. Mit farb'gen Stiften schuf er glühend Ein Bildnis dieser Wüstenrast. Die Dromedare lagen knicend Am Quell; des Wirtes Töchter, blühend Und schlank, bald nahend und bald fliehend, Umtanzen singend ihren Gast: „Fremdling, laß deine Stute grasen! O, zieh nicht weiter diese Nacht! Dies ist die grünste der Oasen; Im gelben Sandmeer glänzt ihr Rasen, Gleichwie inmitten von Topasen Ein grüner, funkelnder Smaragd!"
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