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1. Dichtung der Neuzeit - S. 413

1908 - Freiburg im Breisgau : Herder
§ 54. Die moderne Literatur. Emanuel Geibel. 413 in die Heimat zurück. Seine in demselben Jahre erschienenen „Gedichte", die noch ganz im Banne der Romantik stehen und als Nachahmungen zu bezeichnen sind, und die 1841 herausgegebenen „Zeitstimmen", in denen er als Christ und als Patriot dem „jungen Deutschland" entgegenwirkte in Hoffnung auf Deutschlands Einigung, erregten die Aufmerksamkeit des kunstsinnigen Königs Friedrich Wilhelm Iv., von dem er 1843 mit einem Jahrgehalte bedacht wurde, damit er sorgenfreie Muße zur Fortsetzung seiner poetischen Arbeiten erhalte. Im Jahre 1846 veröffentlichte er „Zwölf Sonette für Schleswig-Holstein" und 1848 die vielseitigen „Juniuslieder". Nach wechselndem Aufenthalte wurde er 1852 von dem Könige Max Ii. von Bayern als Profeffor der Literatur und Ästhetik nach München be- rufen. Hier erreichte er die Höhe seines Schaffens in edlem Inhalte und künstlerischer Form durch seine „Neuen Gedichte" (1857) und seine „Gedichte und Gedenkblätter" (1864). Im Jahre 1868 kehrte er in seine Vaterstadt Lübeck zurück, gab in patriotischer Begeisterung 1871 die „Heroldsrufe" heraus, die unsere politische Entwicklung von 1848 bis Mai 1871 be- gleiten, und im Jahre 1877 die „Spätherbstblätter". Er starb zu Lübeck am 6. April 1884. Geibels Haupt tätig kett richtete sich auf die Lyrik, zum Teil auch auf die Dramatik. Unbeirrt von dem lauten Lärm der politisch erregten Jahre (bis 1848) und durchdrungen von hochherzigem Patriotismus, suchte er in seinen politischen Dichtungen das Heil der Völker in der Be- festigung der Eintracht zwischen Fürst und Volk, getragen von fester Hoffnung, daß des Reiches Einheit und Herrlichkeit in nicht zu ferner Zeit wieder erstehen werde. Die endliche Erfüllung dieser Hoffnung ließ ihn aufjubeln in den hellsten Tönen. Seine Poesie ist durchdrungen von festem Gott- vertrauen, von frommer Religiosität, wie nach seinem eigenen Wort „ihm fern von dem Schwarm, der unbesonnen Altar und Herz in Trümmer schlägt, der Dichtung heil'ger Bronnen an dem Felsen quillt, der die Kirche trägt". Dabei sind seine Dichtungen, wenn sie auch selb- ständiger Eigenart entbehren, durchzogen von tiefer Innigkeit, zeigen eine heitere Frische des Gemütes und bekunden offenen Charakter, männliche Kraft und volle Wahrheit der Empfindung. Außer- dem bezeugen sie die Meisterschaft des Dichters in der Behandlung der Form. Durch die Wahrheit ihrer Gedanken und Gefühle und durch den zauberischen Wohllaut ihrer Sprache haben sie die musikalische Komposition unserer besten Tonsetzer geradezu herausgefordert. Seine Dramen („König Roderich", „Brunhild" [1857]], eine Tra- gödie der Nibelungensage, und die preisgekrönte Tragödie „Sophonisbe" (1868; Hauptpersonen: die numidische Königin Sophonisbe, der den
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