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1. Dichtung der Neuzeit - S. 426

1908 - Freiburg im Breisgau : Herder
426 Neunte Periode. 's ist wahr, ich tötet' euch; doch mußt' es sein. Wer hieß im Würfelspiel euch auch verlieren? Hinweg! — Weh mir! Wann endet diese Pein?" Der Arzt bot ihm den Kelch; er sog ihn leer Und sank zurück in tödlichem Ermatten; Dann aus den Kissen blickt' er scheu umher Und frug verstört: „Nicht wahr, du siehst nichts mehr? 50. Fort sind sie, fort die fürchterlichen Schatten. — Vielleicht auch war's nur Dunst. — Doch glaube mir, Sie kamen oft schon nachts, und wie sie quälen, Das weiß nur ich. — Doch still! — Komm, setz dich hier Nah, nah; von anderm will ich dir erzählen. „Auch ich war jung einst, traut' auf meinen Stern Und glaubt' au Menschen. Doch der Wahn der Jugend Zerstob zu bald nur; und, ins Innre lugend, Verfault erfand ich alles Wesens Kern. Da war kein Ding so hoch und bar der Rüge, 60. Der Wurm saß drin; aus jeder Großtat sahn Der Selbstsucht Züge mich versteinernd an, Lieb', Ehre, Tugend, alles Schein und Lüge! Nichts unterschied vom reißenden Getier Dies Kotgeschlecht, als im ehrlosen Munde Der Falschheit Honig und im Herzensgründe Die größre Feigheit und die wildre Gier. Wo war ein Freund, der nicht den Freund verriet? Ein Bruder, der nicht Brudermord gestiftet? Ein Weib, das lächelnd nicht den Mann vergiftet? 70. Nichtswürdig alle — stets dasselbe Lied. Da ward auch ich wie sie. Und weil nur Schrecken Sie zähmte, lernt' ich Schrecken zu erwecken; Und Krieg mit ihnen führt' ich. Zum Genuß Ward ihre Qual mir, ihr verendend Röcheln. Ich schritt ins Blut hinein bis zu den Knöcheln — Doch auch das Grausen wird zum Überdruß. Und jetzt, nur noch gequält vom Strahl des Lichts, Matt, trostlos, reulos starr' ich in das Nichts." Sein Wort ging tonlos aus; er keuchte leis' 80. Im Krampf, von seinen Schläfen floß der Schweiß Und graß verstellt, wie eine Larve, sah Sein blutlos Antlitz. Zu des Lagers Stufen Trat Macro da: „Soll ich den Cajus rufen, Herr, deinen Enkel, den Ealigula? Du bist sehr krank —"
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