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1. Dichtung der Neuzeit - S. 452

1908 - Freiburg im Breisgau : Herder
452 Neunte Periode. „Tränen trocknen; Glücklich, wer gesät im Harme, Denn in Freuden wird er ernten: Elmar, komm in meine Arme! „Dir und euch, ihr frommen Brüder, Hab' ich, wie mir aufgetragen. Dieses Toten letzte Wünsche Mit dem letzten Gmß zu sagen. . . . „Eins nur macht' ihm hart das Scheiden, Der Gedanke, schwer zu fassen, Dies sein Kind, sein teures Kleinod, Auf der Welt allein zu lassen. „Nicht allein! Sein teures Kleinod Bat er mich mit seinem Segen, Elmar, so dein Herz ihm offen. An dein treues Herz zu legen/' — Und der Falk, die Arme breitend: „Dn mein Bangen und Verlangen, Hilda, kommst du?" — Der Erlöste Hielt die Weinende umfangen. — Sprach der Bischof: „Amen, Amen!' Auf die Kniee sanken alle; Friedensgeister, Gottes Engel, Schwebten durch die stille Halle. Der Name „Dreizehnlinden" macht auf geschichtliche Unterlage keinen Anspruch; jedoch darf man sich die altehrwürdige Benediktinerabtei Korbey bei Höxter darunter vorstellen. Der Schauplatz der Dichtung ist der Nethegau, das Flußgebiet der Nethe, der nördliche Teil des Kreises Mar- burg und ein Teil des Kreises Höxter. Wir schauen in dem Werke ein farbenreiches, klares Bild der germanischenvorzeit, eine S u m m e eigenartig gestalteter, scharf und kraftvoll gezeichneter Charaktere, unter denen Elmar, Hildegunde und Swanahild besonders hervorragen; wir sehen vor uns die Verherrlichung des Christentums in seinem Siege über das germanische Heidentum, des Christentums, welches allein dem Menschen Ruhe und inneren Frieden zu geben vermag; wir erblicken als ethischen Kern des Ganzen den Kampf des Idealen mit dem modern-liberalen Heidentum. Mag auch das didaktische Element, der Uhu als Personifikation des modernen Materialismus und des Priors Lehrsprüche, etwas stark vertreten sein: der Gesamteindruck der Dichtung wird dadurch nicht beeinträchtigt, welche die herrlichsten Blüten der Lyrik neben kraftvoller epischer Darstellung enthält. Auch die Form macht die Dichtung zu einem Meisterwerk: die Sprache ist kräftig, voll poetischen Zaubers und in oft neuen Wendungen reich entwickelt, der Versbau (vierfüßige Trochäen mit weiblichem Schluß, je vier zu einer Strophe vereinigt, in welcher der zweite und vierte Vers reimen) kraftvoll und ungemein wohllautend, wenn auch einzelne Reime unrein sind. Die Gedichte Webers, enthaltend Lieder, Romanzen, Balladen und Sinngedichte, von denen einzelne den Xenien Goethes und Schillers zu vergleichen sind, zeigen wie „Dreizehnlinden" die Originalität seiner Gedanken, seinen kräftigen, männlichen Geist, seine charaktervolle, glaubensstarke Haltung, durch die er vor den meisten Dichtern glänzend hervorragt.
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