1908 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
- Autor: Führer, Anton, Hense, Joseph
- Sammlung: Lesebuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
- Inhalt: Zeit: Neuzeit
- Geschlecht (WdK): Jungen
54. Die moderne Literatur. Detlev von Liliencron.
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„Ich fei/ dich nicht, ich höre dich nicht,
Das ist alles, was ich kann.
Ein Douglas vor meinem Angesicht
Wär' ein verlorener Mann."
König Jakob gab seinem Roß den Sporn,
Bergan ging jetzt sein Ritt,
Graf Douglas faßte den Zügel vorn
Und hielt mit dem Könige Schritt.
Der Weg war steil, und die Sonne stach,
Und sein Panzerhemd war schwer.
Doch ob er schier zusammenbrach,
Er lies doch nebenher.
„König Jakob, ich war dein Seneschall,
Ich will es nicht sürder sein,
Ich will nur warten dein Roß im Stall
Und ihm schütten die Körner ein.
„Ich will ihn: selber machen die Streu
Und es tränken mit eigner Hand,
Rur laß mich atmen wieder aufs neu
Die Luft im Vaterland.
„Und willst du nicht, so hab' einen Mut,
Und ich will es danken dir,
Und zieh dein Schwert und triff mich gut
Und laß mich sterben hier."
König Jakob sprang herab vom Pferd,
Hell leuchtete sein Gesicht,
Aus der Scheide zog er sein breites
Aber fallen ließ er es nicht. sschwert,
„Nimm's hin, nimm's hin und trag es
Und bewache mir meine Ruh', sneu
Der ist in tiefster Seele treu,
Wer die Heimat liebt wie du.
„Zu Roß, wir reiten nach Linlithgow
Und du reitest an meiner Seit',
Da wollen wir fischen und jagen froh
Als wie in alter Zeit."
Detlev von Liliencron (geb. 1844).
Detlev von Liliencron wurde geb. am 3. Juni 1844 zu Kiel,
widmete sich dem Militärdienst und nahm als Offizier an den Feldzügen
von 1866 und 1870—1871 teil. „Schulden und Wunden halber" nahm
er als Hauptmann den Abschied, lebte meist in Altona und seit 1901 in
Alt-Rahlstedt bei Hamburg. Er gilt als das Haupt des „jüngsten
Deutschland" und ist jedenfalls der bedeutendste unter den reali-
stischen Lyrikern der Neuzeit, hervorragend durch reiche lyrische
Begabung, eigenartige Kraft und kecke Sicherheit und nicht minder durch
Glanz der Sprache und des Rhythmus. Seine Stimmungs-, seine Natur-
bilder sind meist eigenartig schön und frisch. Aber nicht selten verfällt er
in einen gesuchten burschikosen Ton und verliert sich auch in Gebiete, die
mit edler Poesie in Widerstreit stehen. So erregt er bei dem einen Be-
wunderung und Begeisterung, bei dem andern Abneigung und Bedauern.
Am gelungensten sind seine „Adjutantenritte" und seine Ge-
dichte, wie auch seine Kriegsnovellen. Seine übrigen Novellen,
seine Romane und Dramen zeigen zwar einzelne Schönheiten, es fehlt ihnen
aber künstlerische Einheit und geschlossene Vollendung.