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1. Dichtung der Neuzeit - S. 471

1908 - Freiburg im Breisgau : Herder
54. Die moderne Literatur. Detlev von Liliencron. 471 „Ich fei/ dich nicht, ich höre dich nicht, Das ist alles, was ich kann. Ein Douglas vor meinem Angesicht Wär' ein verlorener Mann." König Jakob gab seinem Roß den Sporn, Bergan ging jetzt sein Ritt, Graf Douglas faßte den Zügel vorn Und hielt mit dem Könige Schritt. Der Weg war steil, und die Sonne stach, Und sein Panzerhemd war schwer. Doch ob er schier zusammenbrach, Er lies doch nebenher. „König Jakob, ich war dein Seneschall, Ich will es nicht sürder sein, Ich will nur warten dein Roß im Stall Und ihm schütten die Körner ein. „Ich will ihn: selber machen die Streu Und es tränken mit eigner Hand, Rur laß mich atmen wieder aufs neu Die Luft im Vaterland. „Und willst du nicht, so hab' einen Mut, Und ich will es danken dir, Und zieh dein Schwert und triff mich gut Und laß mich sterben hier." König Jakob sprang herab vom Pferd, Hell leuchtete sein Gesicht, Aus der Scheide zog er sein breites Aber fallen ließ er es nicht. sschwert, „Nimm's hin, nimm's hin und trag es Und bewache mir meine Ruh', sneu Der ist in tiefster Seele treu, Wer die Heimat liebt wie du. „Zu Roß, wir reiten nach Linlithgow Und du reitest an meiner Seit', Da wollen wir fischen und jagen froh Als wie in alter Zeit." Detlev von Liliencron (geb. 1844). Detlev von Liliencron wurde geb. am 3. Juni 1844 zu Kiel, widmete sich dem Militärdienst und nahm als Offizier an den Feldzügen von 1866 und 1870—1871 teil. „Schulden und Wunden halber" nahm er als Hauptmann den Abschied, lebte meist in Altona und seit 1901 in Alt-Rahlstedt bei Hamburg. Er gilt als das Haupt des „jüngsten Deutschland" und ist jedenfalls der bedeutendste unter den reali- stischen Lyrikern der Neuzeit, hervorragend durch reiche lyrische Begabung, eigenartige Kraft und kecke Sicherheit und nicht minder durch Glanz der Sprache und des Rhythmus. Seine Stimmungs-, seine Natur- bilder sind meist eigenartig schön und frisch. Aber nicht selten verfällt er in einen gesuchten burschikosen Ton und verliert sich auch in Gebiete, die mit edler Poesie in Widerstreit stehen. So erregt er bei dem einen Be- wunderung und Begeisterung, bei dem andern Abneigung und Bedauern. Am gelungensten sind seine „Adjutantenritte" und seine Ge- dichte, wie auch seine Kriegsnovellen. Seine übrigen Novellen, seine Romane und Dramen zeigen zwar einzelne Schönheiten, es fehlt ihnen aber künstlerische Einheit und geschlossene Vollendung.
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