1908 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
- Autor: Führer, Anton, Hense, Joseph
- Sammlung: Lesebuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
- Inhalt: Zeit: Neuzeit
- Geschlecht (WdK): Jungen
§ 55. Novelle, Roman und Drama.
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aus alter Zeit", „Aus der Ecke", „Am Feierabend"). Er ist auch bekannt
als Verfasser der „Musikalischen Charakterköpfe".
Paul Heyse (geb. 1830 zu Berlin, lebt in München), ein bedeutender
Novellist, ausgezeichnet durch reiche Phantasie, feinen Sinn für das
Anmutige, große Gewandtheit, trefflichen Aufbau und Formvollendung.
Seine Novellen sind bald in Prosa, bald in Versen geschrieben und be-
handeln häufig das Motiv der Liebe. Am bekanntesten sind aus ihrer
überaus großen Zahl (gegen 100) die „Troubadournovellen", von seinen
Romanen, in denen er zuweilen gegen das positive Christentum Stellung
nimmt, „Im Paradiese" und „Der Roman der Stiftsdame". Als Dra-
matiker ist er weniger bedeutend, hatte aber dennoch Erfolg mit „Hans
Lange" und „Colberg", das den Heldenkampf Nettelbecks und Gneisenaus
gegen die Franzosen (1806) behandelt und wegen seiner patriotischen Haltung
und seines durchsichtigen dramatischen Aufbaues in den neuen Lehrplänen
als Lektüre für Ober-Tertia empfohlen ist.
Gustav Freytag (geb. 1816 zu Kreuzburg in Schlesien, gest. 1895
zu Wiesbaden), ein realistischer Romanschreiber der Vergangenheit und
Gegenwart, der das Volk, das deutsche Bürgertum gern bei der Arbeit
aufsucht. In dem Roman „Soll und Haben" gibt er eine lebendige
Schilderung des Kaufmannsstandes, in „Die verlorene Handschrift" eine
Darstellung des Gegensatzes von Hof- und Gelehrtenkreisen. Von 1872
bis 1880 verfaßte er den aus acht Teilen (in 6 Bdn) bestehenden
Roman „Die Ahnen", in welchem er in kulturhistorischen Bildern aus
den Schicksalen eines Geschlechtes den Werdegang des deutschen Volkes
von der Völkerwanderung bis auf die neueste Zeit darstellt, nachdem er
schon früher durch seine „Bilder aus der deutschen Vergangenheit" und
„Bilder aus dem deutschen Altertum" seine große Befähigung für kultur-
historische Darstellung nachgewiesen hatte. Zu bedauern ist, daß er in
einzelnen, namentlich den letzteren Teilen des genannten großen Romans
von religiöser und politischer Tendenz sich nicht ganz frei hält; sein
im übrigen echt deutscher Sinn, seine Vaterlandsliebe und sein feines
Verständnis für das Seelenleben des Volkes verdienen dagegen hohe An-
erkennung. Auch seine „Erinnerungen aus meinem Leben" sind der
Erwähnung wert.
Felix Dahn (geb. 1834 zu Hamburg, lebt zur Zeit als Professor des
deutschen Rechts in Breslau) führt den Leser in seinen Romanen mit
Vorliebe in die altgermanische Zeit. Sein bedeutendster Roman (4 Bde)
ist: „Ein Kampf um Rom", in welchem er den Untergang des Ostgoten-
tums in Rom schildert. Der Dichter besitzt eine große Gestaltungskraft,
zeichnet die Menschen nur gar zu modern.