1872 -
Köln
: DuMont-Schauberg
- Autor: Bone, Heinrich
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1853
- Sammlung: Lesebuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
- Inhalt: Zeit: Mittelalter, Neuzeit
- Geschlecht (WdK): Jungen
26
Das Nibelungenlied
72. Au dem sibenden morgen ze Wormz uf den sant
riten die vil kiienen. allez ir gewant
was von röteme golde, ir gereite wol getan:
ir ros in giengen ebne, des küenen Sifrides man.
73. Ir Schilde wären niuwe lieht unde breit,
und vil schoene ir helmen, do ze hove reit
Sifrit der vil kiiene in Guntheres laut,
man gesach an beiden nie so herlich gewant.
71. Diu ort der swerte giengen nider äs die sporn:
ez tu orten scharpfe geren die riter üz erkorn.
Sifrit der fuorte ir einen wol zweier spannen breit,
der ze sinen ecken vil harte vreislichen sneit.
75. Die goltvarwen zoume fuortens an der hant,
sidiniu vürbüege. sus kömens in daz lant.
daz volc si allenthalben kaphen an began.
do liefen in enkegene vil der Guntheres man.
76. Die höchgemuoten recken, riter unde kneht,
die giengen zuo den herren (daz was michel reht),
und enphiengen die geste in ir herren lant,
und nämen in die moere mit den Schilden von der hant.
77. Diu ros si wolden dannen ziehen an gemach.
Sifrit der vil küene wie snelle er do sprach:
»lat uns sten die moere mir und minen man.
wir wellen schiere hinnen; des ich guoten willen hän.
78. 8wem sin kunt diu maere, der sol mich niht verdagen,
wä ich den künic vinde, daz sol man mir sagen,
Günthern den vil riehen üz Burgundern lant.«
do sagte ez ime einer, dem ez rehte was bekant.
79. »Welt ir den künic vinden, daz mac vil wol geschehen.
in jenem sale witen hän ich in gesehen
bi den sinen holden, da sult ir hine gän:
dä muget ir bi im vinden manegen herücheu man.«
80. Nu wären deme kiinige diu maere geseit,
daz dä körnen waeren ritter wol gemeit:
die fuorten riebe briinne und erlich gewant:
si derkande nieman in der Burgunder» lant.
81. Den künic nam des wunder, von wannen koemen dar
die berücken recken in waete lieht gevar
und mit so guoten Schilden niu unde breit,
daz im daz sagte nieman, daz was Gunthere leit.
82. Des antworte dem künege von Metzen Ortwin
(rieh unde kiiene mokt er vil wol sin)
»sit wir ir niht erkennen, so sult ir heizen gän
nach minem oeheim Hagnen: den sult ir si sehen lau,
83. Dem sint kunt diu riebe und elliu vremdiu lant.
sin im die herren künde, daz tuo er uns bekant,«
der künic bat in bringen und die sine man:
man sack in berücke mit recken hin ze hove gän.
84. Waz sin der künic wolde, des fragte Hagene.
»ez sint in mime hüse unkunde degene,
die niemen hie bekennet: habet irs ie gesehen,
des solt du mir, Hagne, hie der wärheit verjehen.«
85. »Daz tuen ich,« sprach Hagne: zeinem venster er do gie,
sin ougen er dä wenken zuo den gesten lie.
wol behagte im ir geverte und euch ir gewant:
si waren im vil vremde in der Burgunder» lant.
86. Er sprach, von swannen koemen die recken an den Rin,
ez mühten fürsten selbe oder fürsten boten sin.
»ir ros diu sint schoene, ir kleider harte guot:
von swannen sie koinent, si sint beide hoch gemuot.«