1872 -
Köln
: DuMont-Schauberg
- Autor: Bone, Heinrich
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1853
- Sammlung: Lesebuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
- Inhalt: Zeit: Mittelalter, Neuzeit
- Geschlecht (WdK): Jungen
Aus dem Lchwabenspiegel.
107
So sprechent etteliche kezer, und gleubent sin, daz der tiuvel den menschen
geschüefe; dö geschüef unser herre die sele drin. Pfi verfluochter kezer! wanne
wurden sie ie gemeines muotes? Nu seht, ir saeligen gottes kinder, daz iu der almeh-
tige got sele und lip beschafen hat. Und daz hat er iu under diu ougen geschriben,
an daz antlüze, dar ir näch im gebildet sit. Daz hat er uns reht mit geflorierten
buochstaben an das antlize geschriben. Mit grözem flize sint sie geziert und geflo-
riert. Daz verstent ir gelerten liute wol: aber die ungelerten mögen sin nit versten.
Diu zwei ougen das sint zwei o. Ein h daz ist nit ein rehter buochstabe: ez hilfet
niuwen den andern; als homo mit dem k, daz spricht mensche. So sint die bräwen
dar obe gewelbet und diu nase da zwischen abe her: daz ist ein m, schöne mit
drin stebelin. So ist daz ör ein d, schöne gezirkelt und gefloriert. So sint diu
naselöcher und daz undertät schöne geschafen reht als ein kriesch f, schöne
gezirkelt und gefloriert. So ist der munt ein i, schöne geziei’et und gefloriert. Nu
seht ir reinen kristen liute, wie tugentliche er iuch mit disen sehs buochstaben ge-
ziert hat, daz ir sin eigen sint, und daz er iuch geschafen hat. Nu sult ir mir lesen
ein o und ein m und aber ein o zuo samen: so spricht ez homo. So leset mir ouch
ein d und ein e und ein i zuo samen: so spricht: ez dei. Homo dei gotes mensche,
gotes mensch! Kezer, du liugest! kezer du liugest! Nu sich wie kezerlich du
gelogen hast. Ez wart halt nie so getäns niht daz der tiuvel ie geschüefe: wanne
Sünde und schände die geschuof er des ersten an im selber, und dar näch iemer
mer, swä er daz mohte geraten, daz tet er. Der almehtige got geschuof alliu ding,
und geschuof die zuo nuze und zuo guote. Allez daz sich riiert üf ertrich, ez si
sihtig oder unsihtig, daz hat got geschafen. Nu sich, du kezer, wie du liugest. Sit
du gihst daz dich der tiufel geschafen habe, so var ouch zuo dem tiufel. Du hast
aber dinen herren den tiufel tiufelichen an gelogen: des sol er dir vil wol Ionen,
im zerrinne danne alles des fiuwers daz er iergent hat. Nu seht, ir kristen liute,
wie schentlichen glouben sie haben, dise valschen diebe des christenlichen glouben
der reinclich und schöne über alle glouben liübtet, als diu sunne überliuhtet alliu
licht. Ir reinen cristen liute, da von hüetent iuch vor disen kezern, die also zuo
iu fliesend sam die kazen, und iuch ertoeten wellend mit ir kröten sämen der un-
reinen kezerlichen lere die er in sich geleket hat sam diu kaze daz eiter von der
kroten. Und sä zuo hant so diu kaze die kroten also geleket, so beginnet si alze-
hant dorren, und get ir daz här üz, und wirt alse widerzaeme und alse ungenaeme,
als ir an ir seht wol daz si ettewanne körne die lenden näch ir geziuht. Und da
von hüetet iuch vor den kazen und ouch vor den kezern, wanne sie bede schedelich
sind an übe und an sele. Daz iuch die kezer iht verunreinen, da beschirme uns
alle sampt der almehtige got vor.
Aus dem Täwabeuspiegel.
(Eine Zusammenstellung kaiserlicher und gemeiner Landrechte; abgefaßt um 1280; wahrscheinlich von
David von Augsburg.)
Hie hebet sich an daz Eantrechtbuoch.
Herre got, himelischer vater, durch dine milte güte geschüefe du den menschen
in drivaltiger werdikeit. Diu erste daz er näch dir gebildet ist. Daz ist ouch ein
also höhiu werdikeit, der dir allez menschlich könne sonderlichen immer danken sol.
Wan des haben wir gar michel reht, vil lieber herre, himelischer vater, sit du uns
zu diner höhen gotheit also werdiclichen geedelt hast. Diu ander werdikeit, da du,
herre got, almähtic schepfer, den menschen zuo geschafen häst, daz ist diu, daz alle
dise werelt, die sunnen unde den mänen, die Sterne unde diu vier element, viur
wazer luft unde die erden, die vogel in den lüften, die vische in dem wäge, diu
tier in dem walde, die würme in der erde, golt unde edel gesteine, der edeln
würze süezen smac, der bluomen liebte varwe, der boume fruht, unde et alle Crea-
tore : daz hast du, herre, allez dem menschen ze nutze und ze dienste geschafen
durch die triuwe unde durch die minne, die du ze dem menschen betest. Diu dritte
werdikeit dä du herre den menschen mit gewirdet unde geedelt häst, daz ist diu,
daz der mensche die wirde unde die ere, die vreude unde die wünne immer mit dir
ewiclichen niezen sol. der werlde dienst unde nuz häst du herre dem menschen
umbe sust gegeben ze einer manunge unde ze einem vorbilde. Sit des so vil ist,