1872 -
Köln
: DuMont-Schauberg
- Autor: Bone, Heinrich
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1853
- Sammlung: Lesebuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
- Inhalt: Zeit: Mittelalter, Neuzeit
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Friedrich von Spee. (1591-1635.)
gemeinem und bewährtem Brauch der recht und wohl redenden Teutschen, also daß hie ein
delicat oder zart Gehör vonnöthen ist und Accents Urtheil. Dann in gemeiner Sprach die
Syllaben für lang gehalten werden, auf welche der Accent fällt, und die andern für kurtz.
Zum Beispiel: Bruder hat zwei Syllaben; die erste ist bei einem Teutschen lang, denn
ja ein Teutscher nicht sagt: Bruder rc. Doch muß man in den Trochaischen Versen (will
es rund bekennen) zu Zeiten nachsehen und die Aussprach etwas glimpflicher lenken, nach
dem Sprung derselben Versen; ist aber also lind geordnet, daß entweder der Leser es gar
nicht vermerken noch achten, und auch die Ohren nicht verletzen wird. Und aus diesen Merk-
punkten entsteht die Lieblichkeit aller Reim-Versen, welche sonsten gar ungeschliffen lauten,
und weiß mancher nicht, warum sonst etliche Vers so ungeformt lauten, weil nämblich der
Autor kein Acht hat geben auf den Accent.
1. Eingang zu diesem
1. Wann Morgenroth sich zieret
Mit zartem Rosenglanz,
Und sittsam sich verlieret
Der nächtlich Sternentanz:
Gleich lüstet mich spazieren
In grünen Lorberwald,
Allda dann musicieren
Die Pfeiflein mannigfalt.
2. Die flügelreiche Schaaren,
Das Federbürschlein zart,
In süßem Schlag erfahren,
Roch Kunst noch Athem spart;
Mit Schnäblein wohl geschliffen
Erklingens wunderfein,
Und frisch in Lüflen schiffen
Mit leichten Rüderlein.
3. Der hohle Wald ertönet
Ab ihrem krausen Sang;
Mit Stauden stolz gekrönet,
Die Krusten geben Klang;
Die Bächlein krumm geflochten
Auch lieblich stimmen ein,
Von Steinlein angefochten
Gar süßlich sausen drein.
4. Die sanfte Wind' in Lüften
Auch ihre Flügel schwach
An Händen, Füß und Hüsten
Erschüttlen mit Gemach:
Da sausen gleich an Bäumen
Die lind gerührte Zweig,
Zur Musik sich nit säumen:
O wohl der süßen Streich!
5. Doch süßer noch erklinget
Ein sonders Vögelein,
So seinen Sang vollbringet
Bei Mond- und Sonnenschein:
Trutznachtigall mit Namen
Es nunmehr wird genannt,
Und vielen wild und zahmen
Obsieget unbekannt.
6. Trutznachtigall mans nennet,
Ist wund von süßem Pfeil;
Die Lieb es lieblich brennet,
Wird nie der Wunden heil;
Küchlein, Trutznachtigall genannt.
Geld, Pomp und Pracht auf Erden,
Lust, Freuden es verspott,
Und achtets für Beschwerden,
Sucht nur den schönen Gott.
7. Nur klingelts aller Orten
Von Gott und Gottes Sohn,
Und nur zun Himmelspforten
Verweisets allen Ton;
Von Bäum zun Bäumen springet,
Durchstreichet Berg und Thal,
In Feld und Wälden singet,
Weiß keiner Noten Zahl.
8. Es thut gar manche Fahrten,
Verwechselt Ort und Luft;
Jetzt findet mans im Garten
Betrübt au hohler Kluft;
Bald frisch und freudig singlet
Zusamt der süßen Lerch,
Und lobend Gott umzinglet
Den Oel- und andern Berg.
9. Auch schwebets auf den Weiden
Und will dein Hirten sein,
Da Cedron kommt entscheiden
Die grüne Wiesen rein;
> Thut zierlich sammen raffen
Die Verslein in Bezwang,
Und setzet sich zun Schafen,
Pfeift manchen Hirtensang.
10. Auch wieder da nit bleibet,
Sichs hebt in Wind hinein,
Den leeren Luft zertreibet
Mit schwanken Federlein;
j Sich setzt an grober Eichen
Zur schnöden Schedelstatt,
Will kaum von dannen weichen,
I Wird Kreuz noch Peinen satt.
11. Mit ihm will mich erschwingen
Und manchen schwebend ob
Den Lorberkranz ersingen
In deutschem Gottes Lob.
Den Leser nicht verdrieße
Der Zeit und Stunden lang;
Hoff', ihm es noch ersprieße
Zu gleichem Cithersang.