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1. Handbuch für den deutschen Unterricht in den oberen Klassen der Gymnasien - S. 138

1872 - Köln : DuMont-Schauberg
138 Friedrich von Spee. (1591-1635.) gemeinem und bewährtem Brauch der recht und wohl redenden Teutschen, also daß hie ein delicat oder zart Gehör vonnöthen ist und Accents Urtheil. Dann in gemeiner Sprach die Syllaben für lang gehalten werden, auf welche der Accent fällt, und die andern für kurtz. Zum Beispiel: Bruder hat zwei Syllaben; die erste ist bei einem Teutschen lang, denn ja ein Teutscher nicht sagt: Bruder rc. Doch muß man in den Trochaischen Versen (will es rund bekennen) zu Zeiten nachsehen und die Aussprach etwas glimpflicher lenken, nach dem Sprung derselben Versen; ist aber also lind geordnet, daß entweder der Leser es gar nicht vermerken noch achten, und auch die Ohren nicht verletzen wird. Und aus diesen Merk- punkten entsteht die Lieblichkeit aller Reim-Versen, welche sonsten gar ungeschliffen lauten, und weiß mancher nicht, warum sonst etliche Vers so ungeformt lauten, weil nämblich der Autor kein Acht hat geben auf den Accent. 1. Eingang zu diesem 1. Wann Morgenroth sich zieret Mit zartem Rosenglanz, Und sittsam sich verlieret Der nächtlich Sternentanz: Gleich lüstet mich spazieren In grünen Lorberwald, Allda dann musicieren Die Pfeiflein mannigfalt. 2. Die flügelreiche Schaaren, Das Federbürschlein zart, In süßem Schlag erfahren, Roch Kunst noch Athem spart; Mit Schnäblein wohl geschliffen Erklingens wunderfein, Und frisch in Lüflen schiffen Mit leichten Rüderlein. 3. Der hohle Wald ertönet Ab ihrem krausen Sang; Mit Stauden stolz gekrönet, Die Krusten geben Klang; Die Bächlein krumm geflochten Auch lieblich stimmen ein, Von Steinlein angefochten Gar süßlich sausen drein. 4. Die sanfte Wind' in Lüften Auch ihre Flügel schwach An Händen, Füß und Hüsten Erschüttlen mit Gemach: Da sausen gleich an Bäumen Die lind gerührte Zweig, Zur Musik sich nit säumen: O wohl der süßen Streich! 5. Doch süßer noch erklinget Ein sonders Vögelein, So seinen Sang vollbringet Bei Mond- und Sonnenschein: Trutznachtigall mit Namen Es nunmehr wird genannt, Und vielen wild und zahmen Obsieget unbekannt. 6. Trutznachtigall mans nennet, Ist wund von süßem Pfeil; Die Lieb es lieblich brennet, Wird nie der Wunden heil; Küchlein, Trutznachtigall genannt. Geld, Pomp und Pracht auf Erden, Lust, Freuden es verspott, Und achtets für Beschwerden, Sucht nur den schönen Gott. 7. Nur klingelts aller Orten Von Gott und Gottes Sohn, Und nur zun Himmelspforten Verweisets allen Ton; Von Bäum zun Bäumen springet, Durchstreichet Berg und Thal, In Feld und Wälden singet, Weiß keiner Noten Zahl. 8. Es thut gar manche Fahrten, Verwechselt Ort und Luft; Jetzt findet mans im Garten Betrübt au hohler Kluft; Bald frisch und freudig singlet Zusamt der süßen Lerch, Und lobend Gott umzinglet Den Oel- und andern Berg. 9. Auch schwebets auf den Weiden Und will dein Hirten sein, Da Cedron kommt entscheiden Die grüne Wiesen rein; > Thut zierlich sammen raffen Die Verslein in Bezwang, Und setzet sich zun Schafen, Pfeift manchen Hirtensang. 10. Auch wieder da nit bleibet, Sichs hebt in Wind hinein, Den leeren Luft zertreibet Mit schwanken Federlein; j Sich setzt an grober Eichen Zur schnöden Schedelstatt, Will kaum von dannen weichen, I Wird Kreuz noch Peinen satt. 11. Mit ihm will mich erschwingen Und manchen schwebend ob Den Lorberkranz ersingen In deutschem Gottes Lob. Den Leser nicht verdrieße Der Zeit und Stunden lang; Hoff', ihm es noch ersprieße Zu gleichem Cithersang.
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