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1. Handbuch für den deutschen Unterricht in den oberen Klassen der Gymnasien - S. 193

1872 - Köln : DuMont-Schauberg
F ffl Klopstock (1724—180a.) 193 Friedrich Gott lieb Klopstock. (1724-1803.) Klopstock wurde geboren zu Quedlinburg c»n 2. Juli 1724, von 10 Geschwister» das älteste. Sein Vater war daselbst Commissionsrath, zog jedoch bald nach Fciedeburg ini Mansfeld'schen, In feinem dreizehnten Jahre kam Klopstock mit seinem Vater wieder nach Quedlinburg, besuchte das dortige Gymnasium und wurde 1743 nach Schulpforta geschickt. Körperliche Uebungen waren seine Lust, besonders der Eislauf! immer aber zeich- nete er sich durch einen gesetzten Ernst aus. Er suchte nach dem Stoffe für ein großes Epos und glaubte, dazu eiuen höheren Beruf einpfangen zu haben, Anfangs dachte er an Heinrich den Vogler; da ergriff ihn plötzlich die Idee des Messias, und sofort wurde der Plan dazu ausgearbeitet. Im Jahre 1745 verließ er Schulpforta, seine lateinische Abschiedsrede über die epische Poesie erregte Bewunderung und ließ baldige Größe erwarten. Er bezog die Universität Jena, uni Theologie zu studiren; hier arbeitete er die drei ersten Gesänge des Messias in Prosa aus. Im folgenden Jahre begab er sich nach Leipzig; dort wurde er mit Gottsched und mit den Her- ausgebern der „Bremer Beiträge" bekannt. Er bearbeitete nun die drei ersten Gesänge in Herametern, ganz ge- heim; durch seinen Stubengenossen und Vetter Schmidt wurde es aber bekannt, und nun erschienen sie in den „Bremer Beiträgen", 1748, zuin Erstaunen Deutschlands. In demselben Jahre kam Klopstock nach Langensalza als Hauslehrer und lernte dort Schmidt's Schwester (die Fanny in den Oden) kennen. Sein Name wuchs unter- deß und fand schwärmerische Verehrung, Auf eine Einladung Bodmer's ging er 1750 nach Zürich, nachdem er noch vorher Gleim kennen gelernt hatte. Er wollte nach Braunschweig ans Carolinum; da erhielt er von beni Dänischen Staatsrath v, Bernstorff eine Einladung nach Kopenhagen, der ihm von seinem Könige Friedrich V, ein Jahrgehalt erwirkte, damit er ruhig sein Werk vollende. Nach ununterbrochenen Ehrentagen eilte Klovstock nun 1751 nach Kopenhagen; auf der Reise lernte ecinhamburg Meta Moller (die gefeierte Cidli) kennen, sie wurde 1754 seine Gattin, starb aber schon 1758 und wurde zu Ottensen hinter Altona begraben, Klopstock beschäftigte sich um diese Zeit besonders mit Kirchenliedern; seine Oden erschienen vereinzelt. Bis 1770 lebte er abwechselnd in Dänemark und Deutschland; in diesem Jahre wurde Bernstorff entlassen; Klopstock folgte ihm nach Hamburg und blieb daselbst mit einigen Unterbrechungen bis an seinen Tod; so ging er 1774 für eine kurze Zeit auf Einladung des Herzogs nach Karlsruhe, Die französische Revolution begrüßte er anfangs init Begeiste- rung, erhielt sogar 1792 von der National-Versammlung da« Bürgerdiplom, wandte sich aber später mit bittern. Schmerz von ihren Gräueln ab. Im Jahre 1791 vermählte ec sich mit Meta's Nickte Ec starb am 4 Mär; 1803, nachdem fast alle seine Freunde ihm vorausgegangen waren. Hamburg und Altona wetteiferten, sein Lei- chenbegängniß feierlich zu machen; er wurde unter Meta'slinde zu Ottensen begraben, — Sein äußeres Leben bietet also folgenden Ueberblick: I. Die Jugendzeit von 1724—1750, oder bis zu seiner Schweizerceise und der Einladung nach Dänemark, Ii, Von 1751—70: Dänischer Aufenthalt in Kopenhagen; die kräftige Manneszeit, Iii, Von 1770—1803: Aufenthalt in Hamburg, Klopstock's Werke zerfallen in vier, dem Umfange nach fast gleiche Abtheilungen: I, Epos: Der Messias >1748—73). Ii, Lyrik: Oden und Elegieen (zuerst gesammelt 1771) und geistliche Lieder (zuerst 1758) Iii. Dramatisches: r>- Drei biblische Stücke: Der Tod Adam's (1757 in Prosa); Salomon (1764); David >1772); die beiden letzten in fünffüßigen Jamben, b. Drei alt-vaterländische oder Bardiete: Hermanns- schlacht (1769): Hermann und die Fürsten (1784); Hecmann's Tod (1787); alle drei Bardiete in Prosa, aber durchschlungen mit vielen Bardengesängen, Iv. Prosa: Die Gelehrtencepublik (1774); grammatische Gespräche; kleinere Abhandlungen und Aufsätze. Klopstock gehört in der Literatur unbedingt zu jenen Geistern, welche verschlossene Pforten sprengen und Epochen begränzen; wohl gehen ihnen Regungen vorher aber die Thäter sind sie. Und so blickt denn auch das Haupt Klopstock's über die Dichter des Jahrhunderts wie ein patriarchalisches herüber, und seine Poesie ragt wie eine Bergspitze hervor, die von den Glanzgipfeln eines Goethe und Schiller keine Verschattung, sondern einen ehrenden Gegenschein empfängt. Seine Formen in Vers und Sprache waren durchaus neu; der classische Rhyth- mus im Deutschen ist wesentlich sein Werk; alle seine Verse sind harmonisch, wenn man sie liesst, wie er sie metrisch und rhythmisch gelesen haben will. Seine Stoffe sind immer würdig und bedeutsam, sein Gehalt steigt aus der Tiefe einer großen, wahrhaftigen Seele, und feine Behandlung erhebt sofort ins ideale Reich der Poesie; waè >hm mangelt, ist die klare Plastik und die reine Objectivität. Das Erhabene ist seine Sphäre; Religion, Freundschaft und Vaterland sind sein Leben und seine Ideale, Die Poesie ist ihm ein Heiligthuni, und sich selbst betrachtet er als einen von Gott dazu Berufenen, als einen wahren vates. So übte und athmete er Poesie, und ihr entsprach fein edler Charakter und sein reiner Wandel, Der M e f f i a s. Von den zwanzig Gesängen des Messias erschienen: 1,—3, Ges. 1748; 4—5. Ges, 1751; 6.—10, Ges, 1756; 11—15, Ges. 1769; 16,—20, Ges. 1773; also das Ganze binnen 25 Jahren, Die 10 ersten Gesänge reichen bis zum Tode Jesu, die 10 letzten bis zur Himmelfahrt, Der 1, Gesang beginnt mit Dinstag-Abend in der Char- woche; der 2, mit Mittwoch-Morgen; der 3, mit Mittwoch-Abend; der 4, mit Donnerstag-Morgen; der 5, mit Donnerstag-Abend; der 6, mit der nächtlichen Gefangennehmung; der 7, mit Freitag-Morgen; der 10, schließt mit Jesu Tode; der 13, enthält die Auferstehung, Das Ganze wird getragen von hoher lyrischer Stimmung des Dichters, die in den 10 ersten Gesängen »och ihren vollen Stoff findet, in den folgenden aber oft höchst mühsam danach ringt so daß hier der epische Boden fast ganz verschwindet, und der lyrische Schwung bisweilen kaum Luft für die Fittiche hat, Erster Gesang. sing', unsterbliche Seele, der sündigen Menschen Erlösung, Die der Messias aus Erden in seiner Menschheit vollendet, Und durch die er Adam's Geschlecht zu der Liebe der Gottheit, Leidend gelobtet und verherrlichet, rvieder erhöht hat. Bo ne's Lesebuch Ii, Th, 9, Ausl, 13
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