1872 -
Köln
: DuMont-Schauberg
- Autor: Bone, Heinrich
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1853
- Sammlung: Lesebuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
- Inhalt: Zeit: Mittelalter, Neuzeit
- Geschlecht (WdK): Jungen
Aus dem Italiänischen: Dante.
507
vili. Aus dem Italiänischen.
Die Italiänische Sprache bildete sich aus der Lateinischen Volkssprache unter verschiedenen Einflüssen in sehr
verschiedenartigen Dialekten. Diese begannen erst im 12. Jahrh, sich auch in der Schrift zu versuchen, bis der
große Dichter Dante zugleich der Begründer einer allgemeineren, über die Dialekte erhabenen, durchgebildeten
und weiterhin bildungsfähigen Schriftsprache wurde. Die vorzüglichsten Dichter aus der reichen Literatur der
Jtaliäner sind: Dante (1265-1321; schrieb die göttliche Komödie, oder: Hölle, Fegfeuer, Himmel, in Terzinen) ;
Petrarca (1304—1374; schrieb besonders Sonette und Canzonen); Boccaccio (1313—1375; schrieb den Dc-
cameron, aus 100 Novellen bestehend, in Prosa); Arioft (1474—1533; schrieb den „rasenden Roland"); Tor-
quato Tasso (1544—1592; schrieb das „befreite Jerusalem"); in neuerer Zeit Manzoni (geb. 1784), und
Silvio Pellico (1789—•:853, Dramatiker).
i. Aus Dante'sr Göttlicher Komödie.
Uebersetzt von Prinz (jetzt König) Johann von Sachsen (Philalethesj. Die, für die Form der Terzine frei-
lich sehr wesentlichen, Reime sind der größeren Wörtlichkeit aufgeopfert worden, die für Sinn und Gehalt ge-
rade bei Dante unerläßlich ist. Andere Uebersetzungen von Kannegießer, Streckfuß u a.
Der Eingang ;ur Hölle.
„Der Eingang bin ich zu der Stadt der Trauer,
Der Eingang bin ich zu dem ew'gen Schmerze,
Der Eingang bin ich zum verlornen Volke!
„Gerechtigkeit trieb meinen hohen Schöpfer:
Die Allmacht hat der Gottheit mich gegründet,
Die höchste Weisheit und die erste Liebe.
„Vor mir ist nichts Erschaffenes gewesen,
Als Ewiges, und auch ich daure ewig.
Laßt, die ihr eingeht, jede Hoffnung fahren."
Mit dunkler Farbe sah ich diese Worte
Geschrieben an dem Gipfel eines Thores .
Und sprach drum: Meister*), hart erscheint ihr Sinn mir.
Und er zu mir gleich einem Wohlerfahr'nen:
„Hier muß man jedes Zweifels sich entschlagcn,
Und jede Feigheit hier ertödtet werden.
„Wir sind nun an dem Ort, ivo ich dir sagte,
Du werdest schaun die schmerzenreichen Schaaren,
Die der Erkenntniß höchstes Gut verloren."
Und da er seine Hand gelegt in meine,
Mit heiterm Antlitz, das mich ließ erstarken,
Führt' er mich ein in die geheimen Dinge.
Geseufz' und Weinen hier und dumpfes Heulen
Ertönten durch den sternenlosen Lnftkreis,
So daß im Anfang drob ich weinen niußte.
Gemisch von Sprachen, schauervolle Reden,
Des Schmerzes Worte und des Zornes Laute,
Und Stimmen tief und rauh, mit Händeklopfen,
Erregten ein Getümmel hier, das immer
In diesen endlos schwarzen Lüften kreiset,
Dem Sande gleich, wenn Wirbelwinde wehen.
Und ich, dem Wahn das Hailpt umfangen hatte,
Sprach: Meister, was ist das, was ich vernehme.
Und wer sind die vom Schmerz so Uebermannten?
Und er zu mir: „Die jammervolle Weise
Ist den elenden Seelen jener eigen,
Die ohne Lob und ohne Schande lebten;
„Vermischt sind sie mit jenem feigen Chore
Der Engel, welche nicht Empörer waren,
Roch Gott getreu, für sich gesondert bleibend.
^ »Richt seinen Glanz zu trüben stieß der Himmel
Lie aus, noch nimmt sie aus die tiefe Hölle,
Weil keinen Ruhm durch sie die Sünder hätten."
*) Virgil, der den Dichter führet und ihm alles erkläret.