1882 -
Halle
: Hendel
- Autor: Knauth, Franz
- Sammlung: Lesebuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
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Tceue Seit. Das zweite klassische Zeitalter.
Der Eistanz.
Wir schweben, wir wallen auf hallendem Meer,
Auf Silberkrystallen dahin und daher:
Der Stahl ist uns Fittig, der Himmel das Dach,
Die Lüfte sind heilig und schweben uns nach.
So gleiten wir, Brüder, mit fröhlichem Sinn
Auf eherner Tiefe das Leben dahin.
Wer wölbte dich oben, du goldenes Haus?
Und legte den Boden mit Demant uns aus?
Und gab uns den flüchtigen Funken im Stahl,
Zu tanzen, zu schweben im himmlischen Saal?
So schweben wir, Brüder, mit fröhlichem Sinn
Im himmlischen Saale das Leben dahin.
Da stand sie, die Sonne, in Düste gehüllt!
Da rauchen die Berge, da schwebet ihr Bild!
Da ging sie darnieder und siehe, der Mond,
Wie silbern er über und unter uns wohnt.
So wallen wir, Brüder, mit fröhlichem Sinn
Durch Mond und durch Sonne das Leben dahin.
Seht auf nun, da brennen im himmlischen Meer
Die Funken, und brennen im Frost um uns her;
Der oben den Himmel mit Sonnen besteckt,
Hat's unten mit Blumen des Frostes gedeckt.
Wir gleiten, o Brüder, mit fröhlichem Sinn
Auf Sternengefilden das Leben dahin.
Er macht' uns geräumig den lustigen Saal,
Und gab uns in Nöten die Füße von Stahl,
Und gab uns im Froste das wärmende Herz,
Zu steh'n auf den Fluten, zu schweben in: Scherz,
Wir streben, o Brüder, mit ehernem Sinn
Aus Fluten und Abgrund das Leben dahin.
G. v. Herder.
Aus Oberon.
Der Inhalt des Gedichtes ist in Kürze folgender: „Hüon, Sohn des Herzogs
Sigewin von Guienne, erschlägt den heimtückischen Sohn Karls des Großen, Charlot.
Karl bestehlt Hüon zur Strafe nach Bagdad zu gehen und dort dem Kalifen vier
Backzähne und eine Handvoll Barthaare auszuziehen, dann dem, der zur Rechten
des Kalifen sitzt, den Kopf abzuschlagen und endlich Rezia, die Tochter des Kalifen,
als Braut heimzuführen. Hüon zieht hin, trifft unterwegs, im Libanon, Scheras-
min, einen Diener seines verstorbenen Vaters, als Einsiedler, und nimmt diesen
mit. Weiterhin gelangen beide in einen Zauberwald, wo ihnen Oberon, der
Elfenkönig, erscheint. Dieser hat sich von Titania, seiner Gemahlin getrennt,
und will nicht eher zurückkehren zu ihr, als bis er ein treues Paar gefunden,
das der Liebe nie untreu wird. Er glaubt es in Hüon und dessen Zukünftiger
entdeckt zu haben, verspricht ihm seine Hülfe, schenkt ihm ein Zauberhorn, dessen
leiser Ton alle mit Tanzwut erfüllt, während der laute Schall Oberon selbst
herbeiruft. In Bagdad gelingt Hüon alles, doch muß Scherasmin durch das
Horn Oberon selbst herbeirufen, welcher dann Hüon und Rezia auf seinem