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1. Sieben Bücher deutscher Dichtungen - S. 352

1882 - Halle : Hendel
352 Tteuc Zeit. Das zweite klassische Zeitalter. Ein Kirchlein stehet drunten, Sankt Leonhard geweiht. Dabei ein grüner Anger: der scheint bequem zum Streit. Sie springen von den Pferden, sie ziehen stolze Reihn, Die langen Spieße starren: wohlauf! wer wagt sich drein? Schon ziehn vom Urachthale die Städter fern herbei: Man hört der Männer Jauchzen, der Herden wild Geschrei; Man sieht sie fürder schreiten, ein wohlgerüstet Heer: Wie flattern stolz die Banner! wie blitzen Schwert und Speer! Nun schließ dich fest zusammen, du ritterliche Schar! Wohl hast du nicht geahnet so dräuende Gefahr. Die übermächt'gen Rotten, sie stürmen an mit Schwall: Die Ritter stehn und starrren, wie Fels und Mauerwall. Zu Reutlingen am Zwinger, da ist ein altes Thor: Längst wob mit dichten Ranken der Epheu sich davor; — Man hatt' es schier vergessen, nun kracht's mit einmal auf Und aus dem Zwinger stürzet gedrängt ein Bürgerhaus'. Den Rittern in den Rücken fällt er mit grauser Wut; Heut' will der Städter baden im heißen Ritterblut. Wie haben da die Gerber so meisterlich gegerbt! Wie haben da die Färber so purpurrot gefärbt! Heut' nimmt man nicht gefangen: heut' geht es auf den Tod; Heut' spritzt das Blut wie Regen: der Anger blümt sich rot. Stets drängender umschlossen und wütender bestürmt, Ist rings von Bruderleichen die Ritterschar umtürmt. Das Fähnlein ist verloren, Herr Ulrich blutet stark; Die noch am Leben blieben, sind müde bis ins Mark. Da haschen sie nach Rossen und schwingen sich darauf, Sie hauen durch, sie kommen zur festen Burg hinauf. „Ach Allm!" stöhnt' einst ein Ritter: ihn traf des Mörders Stoß; „Allmächt'ger!" wollt er rufen: man hieß davon das Schloß. Herr Ulrich sinkt vom Sattel, halbtot, voll Blut und Qualm: Hätt' nicht das Schloß oen Namen, man hieß' es jetzt Achalm! Wohl kommt am andern Morgen zu Reutliugen ans Thor Manch trauervoller Knappe, der seinen Herrn verlor. Dort auf dem Rathaus liegen die Toten all' gereiht: Man führt dahin die Knechte mit sicherem Geleit. Dort liegen mehr denn sechzig, so blutig und so bleich: Nicht jeder Knapp' erkennet den toten Herrn sogleich. — Dann wird ein jeder Leichnam von treuen Dieners Hand Gewaschen und gekleidet in weißes Grabgewand. Auf Bahren und auf Wagen, getragen und geführt, Mit Eichenlaub bekränzet, wie's Helden wohl gebührt, So geht es nach dem Thore, die alte Stadt entlang. Dumpf tönet von den Türmen der Totenglocken Klang. Götz Weißenheim eröffnet den langen Leichenzug: Er war es, der im Streite des Grafen Banner trug; Er hatt' es nicht gelassen, bis er erschlagen war: Drum mag er würdig führen auch noch die tote Schar.
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