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1. Sieben Bücher deutscher Dichtungen - S. 589

1882 - Halle : Hendel
Neueste Zeit. (1830-1880). 589 Da drängten sich die Freunde erschrocken um ihn her: „Herr Kanut. lieber Herre, o thut das nimmermehr; Das ist ein übler Friede, den Magnus jemals beut: Laßt vor der Fahrt euch warnen, eh' daß sie euch gereut." „Was faßt euch für ein Schrecken?" — der edle Konnt sprach — „Jagt' ich doch stets der Sühne mit unserm Better nach; Nun fliegt die Friedenstaube mir willig in den Schoß: Das wär die ew'ge' Reue, ließ ich sie blöde los." „So laßt uns euch geleiten zu Ehren oder Trutz." „Ich gehe mit dem Sänger, brauch' keines andern Schutz: Der ist nicht von den guten, der nicht aufs gute baut. Ein schlechter Sinn hat nimmer dem Sänger sich vertraut." „So nehmet uns zu Liebe doch euer Schwert zurück! Gebannt ist in das Eisen des Mannes gutes Glück." „Geht einer, um zu frieden, laß er die Klinge fort. Des Schwertes ehr'ne Zunge reb't nie ein friedlich' Wort." So läßt er seine Mannen alldort in trübem Sinn, Er aber mit dem Sänger zieht wohlgemut dahin. Die altergraue Veste zeigt sich im Abendstrahl, Und einsam ziehn die Gäste durchs Burgthor in den Saal. Da weiß der gute Sänger gar löblichen Bescheid, Der Ritterkeller liege vom Rittersaal nie weit; Den ausgetretnen Stufen folgt er mit schlauem Blick Und bringt zwei volle Humpen mit goldnem Wein zurück. Hoch hebt er beide Becher und weiht sie mit Gebet: „Der Herr, der alle Dinge zum allerbesten rät, Der laß in dieser Stunde sein heilig' Wunder sehn Und, die nach Frieden trachten, in seinen Frieden gehn." Laut klingen da die Becher, und wie ein lichter Traum Durchschwebt der Ruf der Zecher den grabesstummen Raum. Jeweilen doch lauscht einer: „War das nicht Magnus Gang? Herr Magnus, werter Magnus, wo weilet ihr so lang?" Der Sänger schaut vom Fenster weit über Berg und Höhn: „Soll über diesem Zorne die Sonne niedergehn? O Sonne, lichte Sonne, du eilst mit Unbedacht, Und in den fernen Schluchten, da brütet schon die Nacht!" Da ballt sich in den Schluchten ein wilder Wettergraus Und streckt die dunkeln Arme weit ob den Bergen aus; Die Sonne, hell und lachend, stürzt in die Nacht hinein, Und jach in blut'gen Wellen erstirbt des Tages Schein. Und mit dem letzten Schimmer stirbt all sein Hoffen hin: „Welch ängstliche Gedanken bethören mir den Sinn? Schon lugen bleiche Sterne aus trüben Wolken her, Und Magnus ist noch ferne und kommt vielleicht nicht mehr!
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