1. Bd. 1
- S. 13
1911 -
Straßburg
: Straßburger Dr. und Verl.-Anst.
- Hrsg.: Gottesleben, N.
- Sammlung: Lesebuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
I. Familie und Elternhaus.
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seit unser Vater starb, durch Fleiß erwarb, durch Glück gewann, zu dem
ererbten Dritteil legen. Ihr beide solltet elend sein? Ihr, meine Brüder?
ich allein der Glückliche? Verarmte Brüder, kommt, teilt von neuem!"
— Und sie teilten wieder.
Joh. Nikol. Götz.
18. Eine gute Schwester.
Bei der Stadt Elberfeld hat sich im Jahre 1834 folgende
Begebenheit zugetragen. An einem Bache, welcher zur Wupper
fließt, wohnte ein Fischer. Der hatte drei Kinder: Marie,sieben Jahre
alt, Hänschen und Liese. Die waren über den Steg gegangen, um
auf der Wiese zu spielen. Als der Abend kam, dachte Marie an
den Heimweg. Sie sagte: „Komm, Liese, ich trage dich über den
Steg. Hänschen, du bleibst hier, bis ich dich hole; aber geh mir
ja nicht ans Wasser!“ So trug sie die kleinste hinüber und setzte
sie in das Gras. Aber wie erschrak sie, als sie sich umwandte! Der
kleine Hans, welcher vor kurzem erst laufen gelernt hatte, stand
mitten auf dem Stege.
Sie läuft, ihn zu halten; aber ehe sie ihn erreicht, wanken
die kleinen Füße, und der Knabe stürzt ins Wasser, das ihn mit
sich fortreißt. Ohne Besinnen springt die mutige Schwester ihm
nach. Aber was kann das Kind dem Kinde helfen! Der reißende
Bach treibt sie beide fort. Doch gelang es ihr, den herabhängenden
Zweig einer Weide zu fassen, die am Wasser stand. Laut rief
sie um Hilfe, mehr um das Brüderchen, als um sich selbst be-
sorgt, und auch das Schwesterchen im Grase erhob ängstlich seine
Stimme.
Ein Wanderer, der den Unfall von weitem bemerkt
hatte, eilte zur Hilfe herbei. Da er den Knaben nicht sogleich
sah, so wollte er sie erretten. Aber sie winkte und rief, er sollte
zuerst dem Brüderchen helfen. Der Mann sprang ins Wasser und
brachte den Knaben glücklich ans Land. Da brach der Zweig, an
welchem das wackere Mädchen sich festhielt, und sie versank im
Wasser. Mit großer Mühe rettete der Mann auch sie; denn der
liebe Gott wollte es nicht zulassen, daß eine so liebevolle Schwester
einen so frühen Tod fände, weil sie eher an das Brüderchen als
an sich selbst gedacht hatte.
Nach R. Reinick.
19. Kans Lustig.
Hans Lustig war das Kind armer Leute; sein Vater war ein
Schuhflicker und seine Mutter eine Wäscherin. Jeder, der ihn ansah,
hatte seine Freude an dem muntern Jungen. Als er größer wurde, gab
es immer zu tun für ihn. Bald trug er für den Vater die Stiefel und