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1. Teil 3 = 6., 7. u. 8. Schulj - S. 264

1910 - Frankfurt a.M. : Auffarth
264 überall galt es für eine Stufe hohen Erdenglücks, wenn es jemand vergönnt war, für den Wettkampf mit Viergespannen aufziehen zu können. Nur die Reichsten traten hier in die Schranken; die Könige von Syrakus und Kyrene sandten ihre Wagenlenker; hochfahrenden Jünglingen, wie dem Alkibiades, erschien nur der Sieg im Hippodrom als ein begehrens- würdiges Ziel. Zu diesem herrlichsten der Schauspiele füllten sich am vierten Festtage die langen Stufenreihen zu den Seiten der Rennbahn. Die Wagenstände wurden verlost; vor jedem Wagenstand war ein Seil gezogen, hinter dem die Renner ungeduldig den Boden stampften. In der Nähe saß auf einem Altar ein eherner Adler, der, in die Luft steigend, den ersehnten Anfang des Spieles verkündete. Gleich- zeitig senkte sich ein Delphin, der auf einem Querbalken lag, ein Sinnbild des Meergottes. Dies war das Zeichen für die Reiter und Wagenlenker; denn unmittelbar darauf wurden die Seile vor den Wagenständen fortgezogen. Nun tauchten die Gespanne paarweise vom Hintergrund her vor den Angen des Volkes hervor und bildeten beim Beginn der Bahn eine prächtige, unaufhaltsam stürmende Wagenreihe. Es kam auf der breiten Bahn, die ein Viergespann mit ausgewach- senen Rossen zwölfmal dnrchmessen mußte, alles darauf an, einerseits die kürzesten Fahrten zu machen und möglichst nahe an der Zielsäule mit dem linkslaufenden Pferde herumzulenken, anderseits aber dem auf dieser Linie sich zusammenschiebenden Wagengedränge vorsichtig auszu- weichen. Die Zuschauer verfolgten mit Angst und Jubel die rasch sich vollendenden Ereignisse des ergreifenden Schauspiels, bis sie mit lautem Beifallssturm den Glücklichen begrüßen konnten, den des Herolds Stimme ausrief. Der Sieger wurde von seinen Angehörigen und Landsleuten umringt, von den anwesenden Hellenen begleitet; der festliche Zug be- wegte sich vom Hippodrom und Stadium nach dem Eingangstor und zum Tempel des Zeus; denn hier zu den Füßen des Gottes standen die Sessel der Kampfrichter; hier stand der heilige Tisch, auf dem die frischgefchnittenen Kränze des Ölbaumes lagen; vor den Augen des Zeus wurde des Siegers Haupt geschmückt, wurde die Palme in seine Hand gegeben, während die Versammlung in den Hallen und auf den Galerien heilige Lieder anstimmte. Dann brachte der Sieger sein Dankopfer am Altar des Zeus dar und wurde mit feinen Sieges- genossen als Gast des olympischen Gottes am Herde des Heiligtums bewirtet. Die Masse des Volkes aber lagerte sich vor der Altis zwischen wohlversorgten Meßbuden im Freien oder unter Zelten, und beim Lichte des Mondes erschallte die ganze Flur von Siegesgesüngen. Hier schlossen sich neue Freundschaften, hier begegneten sich alte Gastfreunde,
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