1910 -
Frankfurt a.M.
: Auffarth
- Autor: ,
- Sammlung: Lesebuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
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Legionen am Rhein aufrührerisch gewesen, oder hatte der parthische
Hof seine Stellung gegen Rom geändert: man sprach davon einige
Tage nachher auf dem Forum und dem Marsfeld, bei Gastmählern
und geselligen Zusammenkünften. War irgendwo eine unerhörte Natur-
seltenheit entdeckt worden, so wurde sie an den Kaiser gesandt und
in Rom öffentlich ausgestellt. Künstler kamen aus allen Ländern,
um ihre Kunst und ihre Werke zu zeigen, oder sich um den Kranz
in den großen römischen Wettkämpfen zu bewerben, Dichter und
Redner, Philosophen und Gelehrte, um sich öffentlich hören zu lassen.
Die Fähigsten und Hochstrebendsten aus der Jugend aller Länder
drängten sich aus der Verborgenheit der Provinz nach dem Glanz und
Licht der Weltstadt, die dem Ehrgeiz das weiteste Feld öffnete, die
zu Ausbildung und Studium, wie zu Erholung und Genuß die groß-
artigsten Anstalten bot.
In den Hallen zahlreicher Bibliotheken konnte der Freund der
Wissenschaft und Literatur sich in kostbaren Pergament- und Papyrus-
rollen satt schwelgen, in den Kreisen der Gelehrten Anregung und
Förderung jeder Art finden, und in zahlreichen Hörsälen den Vorträgen
von Meistern aller Fächer beiwohnen. Anstalten von unvergleichlicher
Pracht und Großartigkeit standen in den kaiserlichen Thermen auch
dem Geringsten zu Erholung und Ergötzung offen, wo zu jeder Jahres-
zeit Bäder aller Art vom Schwimmbassin bis zum Dampfbad für
Tausende bereitstanden und Räume, von mehr als königlichem Glanz, zu
Leibesübungen, zur Unterhaltung und Erfrischung bestimmt waren.
Alle Wunder aber, welche die Wunderstadt in sich faßte, wurden
noch überboten durch ihre Schauspiele auf der Bühne, im Zirkus, in
der Arena.
Doch das größte unter allen Schauspielen Roms war seine
Bevölkerung, jenes Menschengewühl, das sich täglich ohne Unterlaß
durch die Straßen wälzte. Je mehr Rom der Mittelpunkt der Welt
wurde, desto mehr strömten hier alle Nationen zusammen, und seit
dem Untergang der Republik begann eine Masseneinwanderung aus
den Provinzen, die seine Bevölkerung mit den Bestandteilen aller
Länder der alten Welt mischte. Noch bunter ward das Gemisch
durch die Menge der Fremden, deren Zahl bei ungewöhnlichen Veran-
lassungen, namentlich großen Schauspielen, eine außerordentliche Höhe
erreichte. Hier schwirrten hundert Sprachen, hier drängten sich die
Gestalten und Farben aller Rassen, die Trachten aller Völker durch-
einander. Mohrensklaven führten Elephanten aus den kaiserlichen
Zwingern vorüber. Dort sprengte ein Trupp blonder Germanen von