1910 -
Frankfurt a.M.
: Auffarth
- Autor: ,
- Sammlung: Lesebuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
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aus den Betten und füllten dafür Speck, dürr Fleisch und sonstiges
Geräte hinein; andere schlugen Öfen und Fenster ein, gleichsam
als hätten sie einen ewigen Sommer zu verkündigen. Kupfer-
und Zinngeschirr schlugen sie zusammen und packten die ge-
bogenen und verderbten Stücke ein. Bettladen, Tische, Stühle
und Bänke verbrannten sie, da doch viele Klaftern dürres Holz
im Hofe lagen. Häfen und Schüsseln mußten endlich alle ent-
zwei, entweder weil sie lieber Gebratenes aßen, oder weil sie
bedacht waren, nur eine einzige Mahlzeit allda zu halten.
Unsere Magd war dermaßen mißhandelt, daß sie nicht mehr
gehen konnte. Den Knecht legten sie gebunden auf die Erde,
steckten ihm ein Sperrholz in den Mund und schütteten ihm
einen Kübel voll garstigen Mistlachenwassers in den Leib. Das
nannten sie einen schwedischen Trunk, wodurch sie ihn zwangen,
eine Partei anderwärts zu führen, allda sie Menschen und Vieh
hinwegnahmen und in unsern Hof brachten.
Darauf fing man an, die Steine von den Pistolen ab- und
an deren Statt der Bauern Daumen aufzuschrauben und die
armen Schelme so zu foltern, als wenn man hätte Hexen brennen
wollen, wie sie denn auch einen von den gefangenen Bauern
bereits in den Backofen steckten und mit Feuer hinter ihm her
waren, ungeachtet er noch nichts bekannt hatte. Einem andern
machten sie ein Seil um den Kopf und reitelten es mit einem
Bengel zusammen, daß ihm das Blut zu Mund, Nase und Ohren
heraussprang. In Summa, es hatte jeder seine eigne Erfindung,
die Bauern zu peinigen, und also auch jeder Bauer seine be-
sondere Marter. Allein mein Vater war meinem damaligen Be-
dünken nach der glückseligste, weil er mit lachendem Munde
bekannte, was andere mit Schmerzen und jämmerlicher Wehklage
sagen mußten. Die Soldaten setzten ihn nämlich ans Herdfeuer,
banden ihn, daß er weder Hände noch Füße regen konnte, und
rieben seine Fußsohlen mit angefeuchtetem Salze, das ihm
unsere alte Geiß wieder ablecken und ihn dadurch also kitzeln
mußte, daß er vor Lachen hätte zerbersten mögen. Das klang
so spaßhaft, daß ich, weil ich’s nicht besser verstand, von Herzen
mitlachen mußte. In solchem Gelächter bekannte er, was man
von ihm verlangte, und öffnete den verborgenen Schatz, der