Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Teil 3 = 6., 7. u. 8. Schulj - S. 359

1910 - Frankfurt a.M. : Auffarth
359 187. Die Franzosen in Frankfurt im Jahre 1792. Richnrd Froning. Handschriftlich von dem Verfasser. Im Herbste 1792 waren die verbündeten Preußen und Österreicher vor den Heeren der französischen Revolution über den Rhein zurück- gegangen. Das feste Mainz' ergab sich den Franzosen unter General Custine ohne Kampf. Schon am folgenden Tage erschienen zwei fran- zösische Abteilungen vor Frankfurt und begehrten Einlaß. Er konnte ihnen nicht verwehrt werden; denn die Festungswerke befanden sich in schlechtem Zustand, und eine Verteidigung war gar nicht vorbereitet. Mit dem Rufe „Es lebe die Freiheit!" zogen die Franzosen in Frankfurt ein. Viele Bürger waren so sorglos, daß sie dem Einmarsch zusahen wie einem harmlosen Schauspiel. Aber alsbald zeigte es sich, daß die Gäste nicht kamen, um Frei- heit zu bringen, sondern um Geld zu erpressen. Custine schickte von Mainz ein Schreiben an den Rat, in dem er von der Stadt binnen 24 Stunden die Zahlung von 2 Millionen Gulden oder 4 Millionen Franken forderte. Das Vierfache der ganzen Jahreseinnahme des Staates begehrte der General auf einmal. Die Bürger wollten es erst nicht glauben, da man doch den Franzosen nicht das geringste getan hatte. Sie konnten sich auch nicht denken, daß die Männer der Freiheit eine Gewalttat ausüben würden, die auf eine ganz gewöhnliche Räuberei hinauslief. Aber es war doch so. Der Rat mußte Geld schaffen und wandte sich an die Bürgerschaft. Ihre Opferfreudigkeit zeigte sich im glänzendsten Lichte. Arm und reich strömte auf den Römer und brachte seine Ersparnisse, um dafür Schuldverschreibungen des Staates ent- gegenzunehmen. Das ärgerte Custine, und er suchte Zwietracht unter die Bürger zu säen, um so irgend eine feindliche Handlung her- vorzurufen, die ihm dann wenigstens nachträglich einen Schein des Rechtes für seine Forderungen geliefert hätte. Er ließ bekannt machen, daß die Kriegssteuer nur die Reichen, nicht die Armen treffen solle. Aber damit hatte er kein Glück. Vielmehr verstärkte dieser Versuch, die Bürger zu entzweien, noch den Widerwillen und Haß gegen den Eindringling. Custine ließ, weil der Rat zunächst nur einen kleinen Teil der geforderten Summe hergab, eine Anzahl angesehener Bürger als Geiseln fortführen. Der Rat erlegte schließlich die Hälfte der Forde- rung, sandte aber auch eine Abordnung nach Paris, die bei der dortigen Regierung über Custines Benehmen, das allem Völkerrecht hohnsprach, Beschwerde führen sollte.
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer