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1. Teil 3 = 6., 7. u. 8. Schulj - S. 489

1910 - Frankfurt a.M. : Auffarth
489 er zum Schmuck, und manch schönes Geschmeide fand sich in ihren Gräbern. Der römische Schriftsteller Tacitus erzählt uns, daß schön geschnitzte Ringe, fein gearbeitete Gebrauchsgegenstände aus Bernstein hohen Wert hatten; eine kleine Bernsteinbüste galt mehr als ein ganzer lebendiger Mensch, nämlich als ein Sklave. Auch die Kunst, die Farbe des Bernsteins zu verändern, verstand man schon damals. Die Medizin bediente sich des Bernsteins zu ihren Heilkünsten. Gegen Magenleiden, Augen- und Ohrenkrankheiten war Bernstein ein beliebtes Mittel, und als Amulett getragen, schützte er gegen allerlei Gefahren. Seine elek- trische Natur haben die Alten schon richtig erkannt. Sie wußten, daß dieses seltsame Harz kleine Gegenstände anzieht, deswegen nannten sie es Elektron. Diese physikalische Eigenschaft des Bernsteins wurde der Ausgangspunkt einer Wissenschaft, welcher der Mensch seine groß- artigsten Errungenschaften verdankt. Jahrtausende tropfte das Bernsteinharz im Tropenwald. Kein Wunder also, daß in dieser ungeheuren Zeitspanne große Mengen Bern- stein entstehen konnten, so daß noch heutigestags eine Industrie be- steht, die nur Bernstein verarbeitet. Die Hauptsundstelle dieses Harzes ist Samland in Preußen. Hier ruht es in der sogenannten blauen Erde, woraus es bergmännisch zutage gefördert wird. Die sandigtonige, 1 bis 6 Meter dicke Schicht der blauen Erde ist der Niederschlag eines alten Meeres. Neben Haisischzähnen, Meermuscheln und Braunkohlen lagert massenhaft der Bernstein. Von der Welle herausgewaschen und fortgeschwemmt, finden wir das kostbare Harz an der ganzen Ostsee- küste wieder. Das Samland allein liefert jährlich etwa 100000 Kilo- gramm Bernstein. Der Wert eines Kilogramms beläuft sich auf 60 Pfennig bis 600 Mark, je nach Größe, Schönheit und Reinheit der Stücke. Nur die schönsten Stücke, die sogenannten Sedimenlsteine, kommen sogleich in den Handel. Aus den kleineren Stücken werden Bernsteinperlen gearbeitet, oder sie dienen in der chemischen Industrie zur Bereitung von Bernsteinöl, Bernsteinfirnis und Bernsteinsäure. Am meisten gesucht und geschätzt ist Bernstein mit Insekten- und Pflanzen- einschlüssen. Man hat bisher etwa 160 verschiedene Pflanzen- und gegen 300 Jnsektenarten im Bernstein eingebettet gefunden, die in ihrem goldschimmernden Schneewittchensarg die Jahre überdauert haben. Käfer und Fliegen, Motten und Spinnen sind dem zähflüssigen Harze zum Opfer gefallen und so in wunderbarster Erhaltung auf unsere Zeit gekommen.
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