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1. Teil 3 = Kl. 6 - S. 200

1913 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
200 Bald wurde er wieder in die Stadt geschickt, um einen Sack Erbsen zu kaufen. Mit Mühe schleppte er den Sack bis auf den Berg. Da fiel ihm ein, daß sein Herr ihm gesagt hatte, er hätte die Schweinchen vor sich hertreiben sollen, die liefen ja von selbst. Flugs schüttete er den Sack aus, daß die Erbsen ganz lustig den Berg hinunterrollten, und ging dann mit dem leeren Sack bequem nach Hause. Als der Bauer den leeren Sack sah, fragte er: „Nun Till, wo hast du die Erbsen?" „Die werden gleich kommen," antwortete der Schalk, „ich habe sie ausgeschüttet, und sie liefen ganz lustig den Berg hinab, ganz von selbst, ich brauchte sie nicht einmal zu treiben!" Da ward der Bauer sehr zornig und schalt seinen Knecht tüchtig aus. „Ei," sagte der, „was scheltet Ihr mich? Ihr habt ja selbst gesagt, ich hätte die Schweinchen nur vor mir her treiben sollen, die liefen von selbst. Nun hab' ich's so gemacht; Euch aber ist's wieder nicht recht. Wie soll ich's denn machen, wenn Ihr zufrieden mit mir seid?" „Du bist ein arger Narr," sagte der Bauer, „so etwas bindet man an einen Strick und hängt's über den Rücken." „Ich werd' mir's merken," sagte Till, und als er wieder ans den Markt geschickt wurde, um eine junge Ziege für seinen Herrn zu kaufen, band er ihr einen Strick um den Hals und hing sie über den Rücken, daß das arme Tier elend ersticken mußte. Zu Hause gab es natürlich aber- mals Schelte und ein paar Ohrfeigen als Zugabe. „Euch kann's kein Mensch recht machen," sagte Till; „tue ich, wie Ihr mir sagt, so scheltet Ihr mich. Wie soll ich's denn eigentlich machen?" „Du bist ein Narr," antwortete der Bauer, „warum hast du denn die Ziege nicht angebunden und hinter dir hergeführt? Dann wäre sie nicht elend aufgehängt worden wie ein Dieb am Galgen." „Das sollt Ihr mir nicht vergeblich gesagt haben," entgegnete Till, und als er bald darauf wieder auf den Markt geschickt wurde, um etliche irdene Töpfe für die Küche zu kaufen, band er sie an einen Strick und zog sie hinter sich her. Mit Staunen und Schrecken sah der Bauer seinen Knecht ankommen, wie er an einem Strick die Henkel der gekauften Töpfe nachschleifte; denn mehr war natürlich nicht übriggeblieben von den Töpfen, die längst in tausend Scherben zerbrochen waren. Da nahm der Bauer den Strick, walkte seinen Knecht tüchtig damit durch und jagte ihn fort. „Mit dir ist doch gar nichts anzufangen, du Tölpel!" rief er in großem Zorn. — „Euch mag's ein anderer recht machen, ich kann es nicht; denn Ihr ändert Eure Meinung alle Tage, und wenn ich's so mache, wie Ihr mir sagt, scheltet Ihr doch immer." Damit ging Eulenspiegel fort und suchte sich einen andern Dienst.
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