Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Teil 4 = Kl. 5 u. 4 - S. 121

1918 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
121 heilen gegeben als den Glasmachern. Sie handeln mit ihrem Wald; sie fällen und behauen ihre Tannen, flößen sie durch die Nagold in den Neckar und durch den oberen Neckar in den Rhein hinab. Bis weit hinein nach Holland und am Meer kennt man die Schwarzwälder und ihre langen Flöße; sie halten an jeder Stadt, die am Strome liegt, an und erwarten stolz, ob man ihnen Balken und Bretter abkaufen werde; ihre stärksten und längsten Balken aber verhandeln sie um schweres Geld an die Mynheers, welche Schiffe daraus bauen. Diese Menschen nun sind an ein rauhes, wanderndes Leben gewöhnt. Ihre Freude ist, auf ihrem Holz die Ströme hinabzufahren, ihr Leid, am Ufer wieder heraufzuwandeln. Darum ist auch ihr Anzug so verschieden von dem der Glasmänner in andern Teilen des Schwarzwaldes. Sie tragen Wämser von dunkler Leinwand, einen handbreiten grünen Hosen- träger über die breite Brust, Beinkleider von schwarzem Leder, aus deren Tasche ein Maßstab von Messing wie ein Ehrenzeichen heraus- schaut; ihr Stolz und ihre Freude aber sind ihre Stiefel, die größten wahrscheinlich, welche auf irgendeinem Teil der Erde Mode sind, denn sie können zwei Spannen weit über das Knie hinaufgezogen werden, und die „Flößer" können damit in drei Schuh tiefem Wasser umher- wandeln, ohne sich die Füße naß zu machen. Noch vor wenigen Jahren glaubten die Bewohner dieses Waldes an Waldgeister, und erst in neuerer Zeit hat man ihnen diesen törichten Aber- glauben benehmen können. Sonderbar ist es aber, daß auch die Geister, die der Sage nach im Schwarzwald hausen, in diese verschiedenen Trachten sich geteilt haben. So hat man versichert, daß das Glasmännlein, ein gutes Geistchen von viertehalb Fuß Höhe, sich nie anders zeige, als in einem spitzen Hütchen mit großem Rand, schwarzem Anzug und roten Strümpfen. Der Holländer-Michel aber, der auf der andern Seite des Waldes umgeht, soll ein riesengroßer, breitschultriger Kerl in der Kleidung der Flößer sein, und mehrere, die ihn gesehen haben wollten, versichern, daß sie die Kälber nicht aus ihrem Beutel zahlen möchten, deren Felle man zu seinen Stiefeln brauchen würde. „So groß, daß ein gewöhnlicher Mann bis an den Hals hineinstehen könnte," sagten sie und wollten nicht übertrieben haben. Ein junger Köhler, der im badischen Schwarzwald in der Einsamkeit seines Meilers aufgewachsen war, verirrte sich einst bei einem Unwetter und kam auf der andern Seite des Waldes zu einer Flößerfamilie. Die Leute, die in der Hütte wohnten, waren ein Holzhändler, der Hauswirt, ein alter Mann, sein Vater, und einige erwachsene Söhne. Sie nahmen den Verirrten gut auf, ohne nach seinem Namen zu fragen, gaben ihm ein Nachtessen und Apfelwein zu trinken. Nachher setzten sich die Haus- frau und ihre Töchter mit ihren Kunkeln um den großen Lichtspan, den die Jungen mit dem feinsten Tannenharz unterhielten; der Großvater, der
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer