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1. Teil 4 = Kl. 5 u. 4 - S. 429

1918 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
„Was geschieht hier?" „Hier wird geschliffen," berichtete mein Begleiter. „Es werden hier bessere Belegplatten für Hausgänge, Kirchen, Pflaster, aber auch die feinsten Lithographiesteine hergestellt, die so glatt sind wie Spiegel." — „Die brauchen wohl viel Arbeit, bis sie soweit fertig sind?" — „Jawohl," meinte der Arbeiter. „Eben beginnen wir mit der Arbeit an einem neuen. Da können Sie die Vorgänge des Schleifens beobachten." — „Wie lange arbeitet man an einem seinen Lithographiestein, bis er vollendet ist?" — „Das ist nach der Größe der Platte sehr verschieden. An einem kleinen eine halbe Stunde und an einer Platte so groß wie ein Spiegel einen halben Tag. Sehen Sie, da ist zweierlei Sand, ganz roter, grobkörniger vom Main und ganz seiner, granschwarzer von der Donau, und Wasser. Das sind die drei Hauptmittel, die das Geheimnis ausmachen, um einen feinen Litho- graphiestein herzustellen." — „Geschieht das nicht durch den Schleif- stein?" — Der Arbeiter lächelte und meinte: „Wer beim Schleifen eines Lithographiesteines an einen Schleifstein denkt, ist in großen: Irrtum. Sehen Sie, ich nehme hier die zwei rauhen Platten. Sie fühlen, ihre Oberfläche ist ganz höckerig. Die beiden Platten werden nun, nachdem ich zuvor etwas Sand zwischen sie gestreut und mit Wasser genetzt habe, übereinander gelegt. Auf die Rückseite der oberen Platte lege ich Holzschindelchen und darüber einen größeren, gewöhnlichen Stein. Diesen drehe ich wie eine Kaffeemühle rasch und immer rascher. Mit ihm bewegt sich die obere Platte ebenso rasch und geschwind, daß der Sand nur so knirscht. Schaum und Schlammbrühe quellen daraus hervor. Die beiden Oberflächen reiben sich gegenseitig ab, und allmählich verliert sich das Knirschen. Dies wird so lange fortgesetzt, bis die Platten glatt abgerieben, d. h. abgeschliffen sind. Nachdem die Platten noch mit dem feineren Donausande gerieben sind, kommt das Abreiben mit dem Polierstein." — Das hatten wir schon bei unserem Eintritt in die Werkstätte beobachtet. „Wieviel Arbeiter werden insgesamt in den Gruben um Solnhofen beschäftigt?" — „Nicht weniger als 2000." — „Und wie groß ist der tägliche Verdienst?" — „Zwischen 1,50 Jua bis 3 Jl“ — „Wie lange werden denn die Brüche schon ausgebeutet?" — „Weit über hundert- sünfzig Jahre. Mein Großvater hat schon in diesem Bruche gearbeitet." — „Werden denn die Gruben doch nicht bald erschöpft sein?" — „O, da hat es noch gute Weile! Wir werden noch auf Jahrhunderte die Welt mit unsern Lithographiesteinen versehen können." Mit freundlichem Danke schied ich von den fleißigen Leuten und wandte mich dem Maxbruche zu. Hier, wo die Maschinen den Menschen- händen den größten Teil der Arbeit abgenommen haben, werden Platten von ganz gewaltigem Umfang fertiggestellt, so namentlich die sogenannten Unterlagen für Spiegelsabriken.
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